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Der Jahrhundertbetrug

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der jenseits des Dnjestr in die Ukraine deportierten Juden, die Eingeborene von<br />

Bessarabien und der Bukowina waren. Diese Provinzen waren nach dem Ersten<br />

Weltkrieg nach Rumänien zurückgekehrt, gerieten aber wieder unter<br />

sowjetische Herrschaft auf Grund der Bedingungen des Vertrages zwischen der<br />

Sowjetunion und Deutschland zu Beginn des Zweiten Krieges. Nach der<br />

Umgruppierung im Jahre 1941 besetzte Rumänien, das sich mit Deutschland<br />

gegen die UdSSR verbunden hatte, diese zwei Provinzen erneut. Die Rumänen<br />

hielten die Juden für schuldig, zu eilfertig eine Rückkehr zur russischen<br />

Alliance begrüßt zu haben, und deportierten sie dann. <strong>Der</strong> Plan der rumänischen<br />

Regierung, wie er in einer Vereinbarung mit Deutschland festgelegt worden war,<br />

scheint eine Ansiedlung dieser Juden im Gebiet des Asow’schen Meeres<br />

vorgesehen zu haben. Dies konnte jedoch nicht durchgeführt werden, solange<br />

die UdSSR nicht besiegt war. Angesichts der russischen Siege entschied die<br />

rumänische Regierung gegen Ende 1943, die Überlebenden der bedauernswerten<br />

Wanderung zu repatriieren, deren Zahl von 200.000 auf 78.000<br />

abgefallen war. Mr. Mihai Antonescu begrüßte die Gelegenheit des Kontaktes<br />

durch den Delegierten in Bukarest, ihn mit der Mission einer Anfrage zu<br />

betrauen, um die Mittel zu beschaffen, diese Repatriierung durchzuführen; er<br />

autorisierte ihn, nach Transnistrien zu fahren, um dort an diese unglücklichen<br />

Menschen Kleidung und Hilfsgüter zu verteilen. Darüber hinaus erreichte der<br />

Delegierte eine Versicherung, daß die Czernowitzer Juden, die einzigen, die<br />

noch gezwungen waren, den gelben Stern zu tragen, davon befreit werden<br />

sollten, da dieses Merkzeichen sie der Brutalität der durchziehenden deutschen<br />

Truppen ausliefern würde. Schließlich wurde zugestimmt, daß die Verkäufe des<br />

Roten Kreuzes unabhängig von offiziellen Rationen erfolgen konnten.<br />

Als der Delegierte den Vizepräsident des Rates bei seiner Rückkehr erneut<br />

sah, lenkte er seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Not der Kinder, die<br />

ihre Eltern verloren hatten und in Transnistrien sich selbst überlassen blieben. Mr.<br />

Mihai Antonescu versprach, wöchentlich 150 Kindern die Ausreise nach<br />

Palästina oder sonstwohin zu gestatten, wenn das Komitee ihre Reise<br />

organisieren könne. Drei Monate später bot die rumänische Regierung zwei<br />

erstklassige, kürzlich gebaute Dampfer an, die „Transilvania“ und die<br />

„Bessarabia“, die sich damals in den türkischen Gewässern befanden. Er schlug<br />

vor, das Komitee sollte diese Dampfer kaufen, vorbehaltlich eines<br />

Rückkaufrechts für Rumänien. Somit könnten diese Schiffe für Transporte von<br />

Emigranten unter Schweizer Flagge benutzt werden. Die Schweiz als<br />

Schutzmacht für britische Interessen, konnte in der Tat als die Schutzmacht für<br />

Juden, die für Palästina bestimmt sind, angesehen werden, zumal diese Juden bei<br />

ihrer Ankunft britischen Staatsbürgern gleichgestellt werden sollten.<br />

Bis zu dieser Zeit war das Lösungsmittel der Emigration nichts mehr als eine<br />

magere Bemäntelung der Leiden der Juden. Bulgarien schloß seine Grenzen für<br />

Auswanderer, die mit Sammelausweisen reisten, und nur Juden unter 18 Jahren<br />

oder über 45 waren in der Lage, die Türkei zu erreichen, und zwar mit<br />

individueller Erlaubnisscheinen. <strong>Der</strong> Transport von rumänischen Häfen aus<br />

über See würde die besten Beförderungsmittel für die Emigration erforderlich<br />

gemacht haben. Aber neben den Schwierigkeiten, denen man bei den im<br />

Aufbruch befindlichen Juden begegnete, mußte dem politischen Problem<br />

Rechnung getragen werden, das sich bei den britischen Behörden durch das<br />

Hereinströmen der Juden ergab, die von der Mehrheit der ansässigen<br />

Bevölkerung im britischen Mandatsgebiet als Eindringlinge angesehen wurden.<br />

Das erste Schiff, die „Struma“, die — unabhängig von einer Aktion des Komitees<br />

— Constanza mit Zielrichtung Palästina zu Beginn des Jahres 1942 verließ,<br />

wurde in Istanbul auf Grund eines Maschinenschadens zurückgehalten und<br />

wurde anschließend wieder nach Rumänien zurückgeschickt, da es unmöglich<br />

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