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Der Jahrhundertbetrug

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gegenüberstand. So blieb ihr Bemühen lebendig, das Notwendige zu<br />

tun, um die Flut der Nachkriegshysterie zu überstehen.<br />

4. Die Vernichtung der Juden war nur einer der vielen in Nürnberg<br />

erhobenen Anklagen. Im Rückblick scheint es, als sei dies die<br />

Hauptanklage gewesen, doch dominierten damals die „Planung,<br />

Vorbereitung, Beginn und Führung eines Angriffskrieges“ im<br />

Vokabular des Tribunals, — als sogenannte „Verbrechen gegen den<br />

Frieden“.<br />

Was die Art der Verteidigung anbelangt, so mag es genügen, Speer<br />

und Kaltenbrunner, natürlich auch Göring zu erörtern.<br />

Speers Prozeßstrategie war relativ einfach, denn er mußte nicht<br />

hängen. Er erklärte, daß er niemals in der Situation war bzw.<br />

Gelegenheit hatte, irgendetwas von Verbrechen in Erfahrung zu<br />

bringen, die die Alliierten der deutschen Führung vorhielten. Noch<br />

heute läßt man ihm diesen Unsinn durchgehen, ohne sich bemüßigt<br />

zu fühlen, Abstriche von den Vorwürfen zu machen. In Wirklichkeit<br />

hatten Speer und seine Mitarbeiter sehr wohl mit<br />

Zwangsmaßnahmen zu tun gehabt, z. B.. mit Deportationen<br />

arbeitsfähiger ungarischer Juden im Frühjahr 1944 zum<br />

Arbeitseinsatz in unterirdischen Flugzeugwerken in Buchenwald. 8<br />

Jeder Eisenbahntransport, der mit Priorität für ungarische Juden zur<br />

Vernichtung gefahren wäre, im Gegensatz zu deren<br />

Arbeitseinsatzort, wäre Speer bekannt gewesen, wenn so etwas<br />

tatsächlich vorgekommen wäre. Hätte Speer wahrheitsgemäß<br />

ausgesagt, so würde er erklärt haben, daß er in seiner hohen Position<br />

dies erfahren hätte, wenn ein solches zur Anklage stehendes<br />

Vernichtungsprogramm vorgelegen hätte, und daß seines Wissens ein<br />

solches Programm nicht bestanden hatte. Hätte allerdings Speer dies<br />

wahrheitsgemäß bekundet, dürfte er mit seinen Kollegen an den<br />

Galgen gekommen sein.<br />

Speer bietet in seinem Buch einen einzigen lächerlichen „Beweis“<br />

an, eine Begebenheit, die er im Krieg erlebt habe und von der er<br />

nunmehr aussagt er hätte sie als die Andeutung eines<br />

Vernichtungsprogramms auslegen müssen, und das war der Rat<br />

seines Freundes Karl Hanke (den Hitler in den letzten Kriegstagen als<br />

Nachfolger Himmlers zum Reichsführer-SS ernannt hatte) im<br />

Sommer 1944, Speer „möge niemals einer Aufforderung<br />

nachkommen, ein Konzentrationslager in Oberschlesien zu<br />

inspizieren“. Speer serviert auch eine angebliche Bemerkung Görings<br />

unmittelbar vor dem IMT-Prozeß über jüdische „Überlebende“ in<br />

Ungarn : „So, da gibt es noch welche? Ich dachte, die hätten wir alle<br />

um die Ecke gebracht. Da hat einer wieder nicht gespurt!“ 9 Eine<br />

solche sarkastische Bissigkeit wäre in jener Situation verständlich,<br />

denn Göring hat das Vorhandensein eines Vernichtungsprogramms<br />

niemals konzediert und unbeirrt betont, daß er nur ein Programm<br />

zur Auswanderung und Evakuierung von Juden aus dem deutschen<br />

Bereich in Europa kannte.<br />

Eugene Davidson erwähnt in der Einführung zu Speers Buch (S.<br />

Kap. IV), daß viele holländische Juden, die nach Birkenau verschickt<br />

worden waren — „im Sichtkreis der Gaskammern“ sozusagen —<br />

nichts von einem Vernichtungsprogramm wußten. Sie schrieben<br />

zufriedene Briefe nach Holland. 10 Ein zusätzliches Kuriosum : Die<br />

Äußerungen über Ausrottungsmaßnahmen gegenüber Juden<br />

befinden sich nicht in der Originalversion des Speer’schen<br />

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