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Der Jahrhundertbetrug

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Konzentrationslager zu vermindern. Und Himmler befahl am 28.<br />

Dezember 1942 „die Zahl der Todesfälle in den Konzentrationslagern<br />

um jeden Preis herabzusetzen“. 93 Am 20. Januar 1943<br />

ordnete Glücks in einem Rundschreiben an alle KZ-Kommandanten<br />

an, „mit allen Mitteln zu versuchen, die Sterblichkeitsziffer<br />

im Lager herunterzudrücken“. Am 15. März 1943 schrieb Pohl<br />

am Himmler, 94<br />

„daß der Gesundheitszustand . . . der durch die Justizverwaltung überstellten<br />

Häftlinge katastrophal ist. In allen Lagern ist mit einem Verlust von<br />

wenigstens 25—30% zu rechnen . . . bis jetzt waren es 10.191 Gefangene<br />

von denen 7.587 Mauthausen-Gusen zugewiesen wurden. Insgesamt starben<br />

hiervon 3.853; von diesen starben 3.306 in Mauthausen-Gusen. Die Ursache<br />

. . . ist wahrscheinlich die, daß die zahlreichen Gefangenen, die Jahre<br />

hindurch in Haft waren, infolge der Überführung in ein anderes Milieu<br />

körperlich geschwächt sind . . . eine große Zahl von Tuberkulosekranken<br />

wurde ebenfalls eingeliefert.“<br />

Am 10. April erbat Pohl Himmlers Zustimmung zum Entwurf<br />

eines Briefes an den Reichsminister der Justiz. In diesem von<br />

Himmler gebilligten und vermutlich auch abgesandten Brief wird<br />

ausgeführt, daß von 12.658 an die Konzentrationslager überstellten<br />

Häftlingen bis zum 1. April 5.935 verstorben waren. Pohl beklagte<br />

sich in diesem Brief darüber, daß diese<br />

„erschreckend hohe Sterblichkeitsziffer darauf zurückzuführen ist, daß die<br />

Haftanstalten buchstäblich nur solche Insassen abgegeben haben, die in<br />

schlechtester körperlicher Verfassung sind (und) daß trotz aller ärztlichen<br />

Bemühungen der . . . Tod der Gefangenen nicht aufgehalten werden kann . . .<br />

Ich wünsche nicht, in den Konzentrationslagern eine Quarantänestation zu<br />

unterhalten . . . “<br />

Was hier hineinzuspielen scheint, sind Ressortrivalitäten oder<br />

zumindest ein Interessenkonflikt. Die deutschen Gefängnisverwaltungen<br />

hatten zweifellos ihre eigenen wirtschaftlichen Vorstellungen<br />

und zögerten nicht nur, sich von ihren gesunden Gefangenen<br />

zu trennen, sondern waren auch bestrebt, vor allem die kranken<br />

Häftlinge abzugeben.<br />

Wir wissen nicht, ob Pohl mit den Gefängnisverwaltungen eine<br />

bessere Zusammenarbeit erreichte. Am 30. September 1943 war er<br />

jedoch in der Lage, über Fortschritte zu berichten, die hauptsächlich<br />

hygienischen, ernährungsmäßigen und verfahrensmäßigen<br />

Maßnahmen zuzuschreiben waren; er legte dem Reichsführer-SS die<br />

folgenden zwei Übersichten mit der Versicherung vor, daß die<br />

erreichten Erfolge in Anbetracht des Einsetzens der kühlen<br />

Witterung von Dauer sein würden : 95<br />

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