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Der Jahrhundertbetrug

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Konzentrationslagersystems wie das soeben skizzierte Lager. Jedoch<br />

die Aktionen, auf die mit dem Begriff „Auschwitz“ verwiesen wird,<br />

waren wirklich in vielerlei Hinsicht eine Art für sich. Dies ist so sehr<br />

wahr, daß es, um die Funktion von Auschwitz klar zu erfassen,<br />

unerläßlich ist, beträchtlich in der Zeit zurückzugehen. Es ist<br />

außerdem unglücklicherweise notwendig, sich bis zu einem gewissen<br />

Grad in eine Diskussion einzulassen, die zunächst ausgesprochen<br />

technisch zu sein scheint.<br />

<strong>Der</strong> Hauptgrund der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg<br />

1918 waren die Mangelerscheinungen, die hauptsächlich durch die<br />

britische Blockade hervorgerufen worden waren. <strong>Der</strong> Mangel an<br />

Rohstoffen wie z. B. Öl und Gummi hat die Armee bewegungsunfähig,<br />

die Hungerbedingungen in Deutschland haben zudem die<br />

innere Lage unvorhersehbar und unstabil gemacht. Deutschland<br />

kapitulierte als Opfer — unter anderem natürlich — der ersten<br />

„Energiekrise“ des zwanzigsten Jahrhunderts.<br />

Die extreme Verwundbarkeit Deutschlands in bezug auf<br />

Rohstoffe ist natürlich von der deutschen chemischen Industrie<br />

während des Krieges zeitig registriert worden. Und nach dem Krieg<br />

beruhte die Popularität des Rufes nach „Autarkie“, Unabhängigkeit<br />

von Importen oder ausländischer Hilfe zum Teil auf dieser Einsicht.<br />

Die einzigen Rohstoffe, die uns hier interessieren, sind Öl und<br />

Gummi, von denen es so gut wie nichts in Deutschland gab. Von<br />

Europa hatte nur Rumänien bedeutende Ölquellen, aber es gab<br />

nirgendwo in Europa natürlichen Gummi. Jedoch gab es große<br />

Kohlevorräte in Deutschland, aber auch anderswo in Europa.<br />

<strong>Der</strong> bedeutende deutsche Industrie-Konzern IG-Farben bestand<br />

im Jahre 1918 aus einer Ansammlung von sechs kleineren<br />

Gesellschaften, die sich später im Jahre 1925 zu „IG-Farben“<br />

verbunden haben. Die maßgebende Gründungsgesellschaft<br />

„Badische Anilin und Soda Fabrik“ von Ludwigshafen am Rhein<br />

hatte, beginnend im Anfangsstadium des Ersten Weltkrieges, an<br />

Herstellungsverfahren gearbeitet, um Öl und Gummi auf synthetischem<br />

Wege aus Kohle zu erzeugen. Diese Forschungen wurden<br />

nach der Vereinigung zur „IG-Farben-Industrie“ sowie nach der<br />

Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 fortgesetzt. Die nationalsozialistische<br />

Regierung unterstützte alsbald diese der Autarkie<br />

dienenden Entwicklungen. 37 Auf Grund dieser Ermutigung durch<br />

die Regierung, des echten Bedarfs an synthetischen Produkten und<br />

der allgemeinen wissenschaftlich-technischen Überlegenheit<br />

Deutschlands in der damaligen Zeit, besonders auf dem Gebiet der<br />

Chemie und Chemotechnik, gelangte Deutschland grundsätzlich an<br />

die Weltspitze in diesen Bereichen.<br />

Synthetisches Öl war bei weitem das leichtere dieser zwei<br />

Probleme. Kohle besteht zum großen Teil aus Kohlenstoff. Das<br />

Hauptprinzip beruht darauf, daß sich Kohle, die bei hohem Druck<br />

und hoher Temperatur mit Wasserstoffgas behandelt wird<br />

(„Hydrierung“), in Öl verwandelt. Von diesem Öl konnte die<br />

gewöhnliche Kette chemischer Produkte erzeugt werden : Farben,<br />

Explosivstoffe, Drogen usw. Eine andere Hydrierungsstufe ergab<br />

Benzin. Die Idee war grundsätzlich einfach, obgleich der damit<br />

verbundene Herstellungsprozeß aufwendig war und der größte Teil<br />

der Forschung im Herausfinden des wirksamsten Katalysators<br />

bestand. Während des Zweiten Weltkrieges gab es in und um<br />

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