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Der Jahrhundertbetrug

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„Actes et Documents“ jedoch ergibt, waren die Umstände höchst<br />

merkwürdig : 15<br />

„ . . . <strong>Der</strong> Erzbischof schlug alle Vorsichtsmaßregeln in den Wind und<br />

beschrieb . . . die Härte der Nazi-Unterdrückung und die Tragödie der<br />

Konzentrationslager. Aber nachdem er sein Testament bei . . . Scavizzi<br />

hinterlegt hatte, bekam er es mit der Angst und sandte Scavizzi eine<br />

Mitteilung, in der er ihn bat, das Dokument zu verbrennen „aus Angst, daß es<br />

in die Hände der Deutschen fallen könnte, die alle Bischöfe und vielleicht<br />

auch andere erschießen würden“. <strong>Der</strong> Priester Scavizzi vernichtete die besagte<br />

Schrift, aber nicht ohne daß er vorher eine Abschrift mit eigener Hand<br />

gefertigt und gleichzeitig sein eigenes Testament über die Tragödie und die<br />

Verzweiflung, die sich für die Katholiken in Polen täglich ergab, anzufügen.“<br />

Daß Scavizzi einen Brief verfaßt haben will, nachdem er in<br />

Erfüllung einer Bitte des wirklichen Autors dessen Testament verbrannte,<br />

ruft eine etwas eigenartige Reaktion hervor. Setzen wir uns<br />

dennoch mit ihm auseinander. Das nächste Mal erscheint er im<br />

Zusammenhang mit einem Brief, den er an Papst Pius am 12. Mai<br />

1942 von Bologna aus geschrieben hat : 16<br />

„Gegenüber dem anwesenden Nuntius bedauerte der Kardinal (Orsenigo,<br />

Nuntius in Berlin) das Schweigen darüber und drückte sein Urteil dahingehend<br />

aus, daß er (der Papst) zu furchtsam und an solchen gravierenden Neuigkeiten<br />

nicht interessiert sei.<br />

Die antijüdische Kampagne ist unerbittlich und nimmt immer mehr zu, — mit<br />

Deportationen und Massenexekutionen. Die Massaker an den Juden in der<br />

Ukraine sind bereits vollendet. In Polen und Deutschland ist beabsichtigt, sie<br />

ebenfalls mit einem System von Massentötungen zur vollständigen<br />

Ausrottung auszudehnen.“<br />

Wir haben oben gesehen, daß dies nicht den Informationen der<br />

Berliner Nuntiatur entspricht. So hat Scavizzi seine eigenen<br />

Meinungen Orsenigo unterschoben. Jedoch selbst wenn Orsenigo<br />

solche Ansicht gehabt hätte, ist es extrem lächerlich zu glauben, daß<br />

er diese dem Scavizzi anvertraut hätte, und sei es auch nur zu<br />

Scavizzis persönlicher Information. Ganz zu schweigen von dem<br />

Auftrag, sie dem Papst weiterzuleiten. Scavizzis Zuverlässigkeit muß<br />

in Frage gestellt erscheinen.<br />

Das nächste Mal erscheint Scavizzi am 7. Oktober 1942, als er<br />

„einen Bericht über die Situation in Polen“ schrieb, der auf<br />

irgendeine Weise in die Aktenbestände des Vatikans gelangte : 17<br />

„Die Juden : Die Ausmerzung der Juden mittels Massentötungen ohne<br />

Rücksicht auf Kinder und sogar Babies ist nahezu lückenlos. Für alle<br />

diejenigen, die von ihnen zurückbleiben und mit weißen Armbinden markiert<br />

sind, ist zivilisiertes Leben unmöglich. Ihnen ist verboten, irgendwelche<br />

Geschäfte zum Einkauf zu betreten, Straßenbahnen oder Taxis zu benutzen.<br />

Kinos aufzusuchen oder nichtjüdische Wohnungen zu betreten. Bevor sie<br />

deportiert oder getötet werden, werden sie zu harter Arbeit verpflichtet, auch<br />

dann, wenn sie einer kultivierten Klasse angehören. Die wenigen<br />

verbleibenden Juden erscheinen gelassen, fast demonstrativ stolz. Es wird<br />

behauptet, daß mehr als zwei Millionen Juden getötet worden sein sollen.“<br />

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