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Der Jahrhundertbetrug

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italienischen Städte jetzt interveniert, weil solche Bombardierungen ein<br />

immer stärkeres Ausmaß annehmen. <strong>Der</strong> Botschafter vergaß nicht, daß der<br />

Heilige Vater gegen die Bombardierung verteidigungsunfähiger<br />

Bevölkerungen bei anderen Gelegenheiten bereits Einspruch eingelegt hatte.<br />

Als die englischen Städte mit Bomben belegt worden waren, wußte jeder, daß<br />

sich der Heilige Vater sogleich mit harten Worten dagegen gewandt hatte.<br />

<strong>Der</strong> Botschafter anerkannte die Richtigkeit meiner Darlegung und erklärte<br />

dann : Aber warum interveniert der Heilige Vater nicht gegen das schreckliche<br />

Abschlachten der Juden?<br />

Ich rief ihm in Erinnerung zurück, daß der Heilige Vater bereits in seiner<br />

Weihnachtsmesse mit Nachdruck auf das Recht auf Leben, auf friedliche<br />

Existenz und auf ausreichenden Anteil an den Gütern dieser Welt für alle<br />

Menschen, ungeachtet ihrer Rasse und Religion, verwiesen habe. Man darf<br />

nicht vergessen, fügte ich hinzu, wieviel der Heilige Vater getan hat und<br />

weiterhin tut, um die mißliche Lage der Juden zu erleichtern. Diese Leute<br />

wissen das und danken dem Heiligen Vater oft dafür, was er für sie schon alles<br />

getan hat.<br />

<strong>Der</strong> Botschafter bestand darauf, daß der Heilige Vater intervenieren müsse,<br />

um die Massaker der Juden zu beenden. (Ende der Note).“<br />

Später am gleichen Tage eilte Osborne in das Sekretariat von Msgr.<br />

Domenico Tardini (dem Auswärtigen Amt des Vatikans) und<br />

versicherte Tardini unter Hinweis auf den Abzug der italienischen<br />

Kommandostäbe aus Rom, daß „dies nichts ändere“! Tardini faßte<br />

sein Gespräch mit Osborne in seinen Notizen zusammen, die damit<br />

endeten, daß 13<br />

„der Abzug der italienischen Kommandostäbe helfen mag, stärker deutlich zu<br />

machen, daß, wer immer Rom bombardiert, barbarisch ist (und so ist es gut,<br />

daß der Heilige Stuhl eine interessierte Partei ist); doch es wird Rom<br />

Bombardierungen nicht ersparen.“<br />

So sehen wir den Hintergrund der päpstlichen Weihnachtsbotschaft.<br />

Dem Vatikan gegenüber, so erscheint es dem Gespräch<br />

zwischen Osborne und Maglione zufolge, versuchten die Engländer<br />

ein Geschäft vorzuschlagen : <strong>Der</strong> Papst verurteilt die Vernichtung der<br />

Juden und die Alliierten verzichten darauf, Rom zu bombardieren, —<br />

eine überzeugende Sachlage, die selbst einen Heiligen Vater hätte<br />

beeindrucken können. Abgesehen von irgendwelchen ethischen<br />

Betrachtungen war es dem Vatikan augenfällig, daß er seine offizielle<br />

Neutralität nicht aufs Spiel setzen könne, indem er öffentlich die<br />

Deutschen mit völlig aus der Luft gegriffenen Anklagen<br />

überschüttet. Und da die Deutschen zu jener Zeit noch die<br />

militärisch dominierende Macht auf dem Kontinent darstellten,<br />

erschien der Hinweis in der Weihnachtsbotschaft ohne jeglichen<br />

Hinweis auf Juden oder Deutschland (gleichermaßen wie andere<br />

Anmerkungen, die mehr oder weniger anti-deutsch klangen, wenn<br />

auch sie nicht spezifiziert waren). Jedoch verschwanden die<br />

alliierten Bombendrohungen gegenüber Rom nach der Weihnachtsbotschaft<br />

1942 nicht. So gab es mit Ausnahme eines kurzen, ähnlich<br />

gehaltenen Hinweises in einer langen päpstlichen Botschaft vom 2.<br />

Juni 1943, der von der Weltpresse ignoriert wurde, kein Gespräch<br />

dieser Art mehr seitens des Vatikans. In seinem Brief vom 30. April<br />

1943 an seinen Freund v. Preysing vermerkte Papst Pius einen<br />

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