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Der Jahrhundertbetrug

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Am 10. Oktober 1942 unterrichtete der Vatikan schließlich den<br />

US-Repräsentanten, daß man nicht in der Lage sei, die vielen<br />

Berichte zu bestätigen, die man über scharfe Maßnahmen gegen die<br />

Juden gehört habe.<br />

Am 22. Oktober 1942 traf Riegner mit Botschafter Harrison<br />

zusammen und legte ihm weitere „Beweise“ der gleichen Sorte vor,<br />

diesmal mit „Informationen“ sowohl von einem noch anderen<br />

anonymen deutschen Informanten (dessen Namen Harrison jedoch<br />

in einem versiegelten Umschlag übergeben und vor jedermann außer<br />

dem OSS geheimgehalten haben soll), als auch von einem anonymen<br />

Beamten des Internationalen Roten Kreuzes. Harrison sandte dieses<br />

Material nach Washington; er schrieb aber auch zwei persönliche<br />

Briefe Ende Oktober an Welles, worin er angab, daß er den Namen<br />

des deutschen Industriellen kenne, und gleichfalls, daß der anonyme<br />

Beamte des Roten Kreuzes Karl Jacob Burckhardt sei, der namhafte<br />

Kenner Voltaires und Goethes; er zählte während des Krieges zu den<br />

Prominenten des Internationalen Roten Kreuzes. Harrison legte eine<br />

Eidesstattliche Erklärung von Guggenheim bei, die dieser dem<br />

Squire am 29. Oktober vorgelegt hatte und in der von Meldungen<br />

eines anonymen deutschen Informanten die Rede war, die Riegners<br />

Behauptungen bestätigten. <strong>Der</strong> anonyme deutsche Informant berief<br />

sich bei seinen Angaben auf einen anonymen Beamten des deutschen<br />

Auswärtigen Amtes sowie einen weiteren anonymen Beamten aus<br />

dem deutschen Kriegsministerium. Doch nicht genug hiermit : ein<br />

anonymer Informant aus der Schweiz, der in Belgrad lebte, habe<br />

ebenfalls bestätigende Nachrichten hierüber an Guggenheim<br />

übermittelt.<br />

Um die Behauptungen zu erhärten, verabredete Squire ein<br />

Interview mit Burckhardt, das am 7. November 1942 in Genf<br />

stattfand. In seinem Memorandum über das Interview, das Harrison<br />

am 9. November in Händen hatte, berichtete Squire unter<br />

Bezugnahme auf Burckhardts Informationen von einem Befehl<br />

Hitlers, Deutschland Ende 1942 judenfrei zu machen. Squire stellte<br />

das Interview so dar : 15<br />

„Ich fragte ihn sodann, ob das Wort ‚Vernichtung‘ oder etwas Gleichbedeutendes<br />

verwendet worden sei, woraufhin er antwortete, daß die Worte ‚muß<br />

judenfrei sein‘ benutzt worden wären. Dann machte er klar, daß, da es keinen<br />

Platz gäbe, wohin die Juden verbracht werden könnten und das Gebiet von<br />

dieser Rasse geräumt werden müsse, das Endergebnis offenkundig wäre.“<br />

Welch „solide“ Grundlage für eine solch schwerwiegende<br />

Anschuldigung! Da gibt ein unzureichend unterrichteter Schweizer<br />

Bürger eine doppeldeutige Bemerkung wieder, die er von einem<br />

Mittelsmann habe, der dem Weltjudenkongreß wohlgesinnt und<br />

außerdem bestrebt war, bösartige Auslegungen von Hörensagen-<br />

Informationen auszutüfteln! M. W. hat sich Burckhardt weder<br />

während des Krieges noch nach 1945 über diese Zusammenhänge<br />

jemals öffentlich ausgesprochen. Er hat einige schriftliche Fragen<br />

beantwortet, die ihm durch Kaltenbrunners Verteidiger während<br />

des IMT-Prozesses gestellt worden waren. Jedoch diese Fragen<br />

hatten sich lediglich auf Kaltenbrunners Bemühungen gegen Ende<br />

des Krieges, dem Internationalen Roten Kreuz Zugang zu deutschen<br />

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