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Der Jahrhundertbetrug

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Anfangs als die Gräber entdeckt worden waren, verwendete die<br />

deutsche Propaganda die Zahlen 10.000 und 12.000, da man die<br />

annähernde Zahl der in sowjetische Gefangenschaft geratenen<br />

polnischen Offiziere kannte. Und diese Zahlen wurden im Kriege<br />

auch am meisten verbreitet. „Konsequenterweise“ beschuldigte die<br />

Anklage des IMT die Deutschen der Ermordung von 11.000<br />

polnischen Offizieren bei Katyn, obgleich im Jahre 1943 nur 4.253<br />

Opfer freigelegt worden waren. Diese Zahl war seinerzeit von<br />

Berlin zwar auch publiziert, doch nicht so groß herausgestellt<br />

worden, wie die erstere Zahl, wobei allerdings zu ergänzen bleibt,<br />

daß von den übrigen, nicht aufgefundenen polnischen Offizieren<br />

niemals mehr ein Lebenszeichen vernommen worden ist, so daß mit<br />

Sicherheit zu unterstellen ist, daß sie demselben sowjetischen<br />

Genickschuß-Kommando zum Opfer gefallen sind.<br />

Was beim IMT im Hinblick auf diese Anklage geschah, illustriert<br />

den Hohn gegenüber einer auch nur annähernd legalen<br />

Gerichtsbarkeit. Nun, die Zeugenaussage eines Mitgliedes der<br />

Gerichtskommission war natürlich von Interesse. So zogen die<br />

Sowjets Professor Marko Markov heran, einen Bulgaren, der zu den<br />

Unterzeichnern des Kommissionsberichtes gehörte. Bulgarien stand<br />

nunmehr unter sowjetischer Kontrolle, was zur Folge hatte, daß<br />

Markov seine Meinung geändert hatte. Neuerdings bezeugte er die<br />

sowjetische Version, daß die Deutschen ihn eingeschüchtert hätten<br />

und er nur deshalb seinerzeit dem Kommissionsbericht zugestimmt<br />

hätte. 27<br />

Auf der anderen Seite beantragte Görings Verteidiger, den<br />

Vorsitzenden der damaligen Kommission, Professor F. Naville, zur<br />

Zeugenaussage vor das IMT zu laden. Nun konnte man erleben, wie<br />

wirkungslos das Tribunal war, die Wahrheit zu ermitteln, selbst wenn<br />

sich einzelne Mitglieder darum bemüht haben mögen : Naville war<br />

Schweizer, lebte in Genf und konnte nicht gewaltsam zur Aussage<br />

gezwungen werden, und in der Tat lehnte er ab. Sein Motiv liegt auf<br />

der Hand. <strong>Der</strong> Verteidiger von Generalfeldmarschall Keitel bat<br />

ebenfalls, daß Naville — der gleichzeitig Repräsentant des<br />

Internationalen Roten Kreuzes war — einige Fragen beantworte (in<br />

bezug auf eine andere Angelegenheit), was ihm schriftlich<br />

unterbreitet werden könnte, doch kam auch diese Befragung nicht<br />

zustande. So war das IMT von seiner Zusammensetzung her<br />

gegenüber Zeugen aus neutralen Ländern voreingenommen und<br />

unfähig oder auch Unwillens, sich durchzusetzen. Die Verteidigung<br />

konnte schließlich nur drei deutsche Soldaten als Zeugen<br />

heranziehen, mehr wurden nicht zugelassen. 28<br />

Die Entscheidung des Tribunals im Fall Katyn war eine Schande<br />

sogar unabhängig von dem Sachverhalt : In aller Stille wurde der Fall<br />

beiseitegeschoben und erscheint nicht mehr im Urteil. Weder<br />

wurden die Deutschen für „schuldig“ noch für „nicht schuldig“ an<br />

diesem sowjetischen Verbrechen befunden.<br />

Das US-Repräsentantenhaus, das im Jahr 1952 den Katyn-<br />

Massenmord erneut untersuchte, beauftragte ein Untersuchungskomitee,<br />

in Frankfurt/Main entsprechende Befragungen<br />

durchzuführen. Angehört wurden Vertreter der Anklagebehörde des<br />

IMT, aber auch der Verteidigung, so z. B. auch Dr. Otto Stahmer<br />

(Verteidiger von Hermann Göring). Überraschenderweise wählte das<br />

Komitee als Sprecher für die amerikanische Anklage den Robert<br />

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