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Der Jahrhundertbetrug

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war, die erforderliche Erlaubnis für eine Weiterreise zu erhalten. Es wurde<br />

versenkt und 750 Emigranten ertranken. Diese in einer Katastrophe endende<br />

Pionier-Expedition war eine Lektion für die Notwendigkeit von vorheriger<br />

Überlegung.<br />

Das Komitee wurde gebeten, den Emigrantentransporten den Schutz des<br />

Rote-Kreuz-Zeichens zu gewähren und würde diesem auf der Basis einer sehr<br />

liberalen Auslegung der Bestimmungen der zehnten Haager Konvention von<br />

1907 zugestimmt haben, die die Verwendung von Hospitalschiffen regeln,<br />

wobei auch hinzugezählt wurde, daß Lastboote, die unter ihrer Kontrolle fahren<br />

und Hilfsgüter für Kriegsgefangene und Zivilinternierte transportieren, durch<br />

das Rote-Kreuz-Zeichen gedeckt waren. Jedoch hatte es beabsichtigt, dies in<br />

Übereinstimmung mit allen hiervon betroffenen Mächten durchzuführen. Daher<br />

machte das Komitee seine Zustimmung von den folgenden Bedingungen<br />

abhängig : Die Transportorganisationen sollten neutrale Schiffe chartern, die<br />

von dem Repräsentanten des Komitees begleitet würden und die nur<br />

ausschließlich für den Transport von Emigranten benutzt werden dürften. Die<br />

Schiffe sollten nicht vorher ausfahren, bevor nicht eine Sicherheitsgewährleistung<br />

von allen betreffenden Kriegführenden vorliegt sowie ihre Zustimmung<br />

zur vorgesehenen Fahrtroute. Diese Bedingungen wurden unglücklicherweise<br />

niemals erreicht. Die ‚Bellacita‘ war jedoch von Rumänien ermächtigt, einen<br />

täglichen Dienst für den Transport jüdischer Kinder von Constanza oder<br />

Mangalia nach Istanbul durchzuführen; sie fuhr unter dem Schutz des<br />

rumänischen Roten Kreuzes. Das Komitee hatte alle Kriegführenden von diesen<br />

Fahrten in Kenntnis gesetzt.<br />

<strong>Der</strong> Delegierte in Bukarest war vor eine sehr schwere Entscheidung gestellt, als<br />

die Frage akut wurde, Juden für Palästina in zwei bulgarische Schiffe, die ‚Milka‘<br />

und die ‚Maritza‘ einzuschiffen, die beide von zionistischen Organisationen<br />

gechartert worden waren. Ein ähnliches Schicksal schien für sie zu befürchten,<br />

wie für jene, die mit der ‚Struma‘ gefahren waren. Darüber hinaus stimmten die<br />

Führer der jüdischen Organisationen nicht zu, die Namen für eine<br />

Emigrantenliste bekanntzugeben, und die rumänischen Behörden baten das<br />

Komitee zu vermitteln. <strong>Der</strong> Delegierte beschränkte sich auf eine Kontrolle der<br />

Ausreisebescheinigungen und förderte auf diese Weise ihre Ausreise. Sie<br />

erreichten wenige Tage später sicher Istanbul. Im August 1944 stimmte das<br />

Komitee schließlich zu, daß Schiffe, die Emigranten transportieren, das<br />

Rote-Kreuz-Zeichen verwenden könnten, auch dann, wenn gewisse vorgesehene<br />

Bedingungen nicht vorlägen.<br />

Am 23. August nutzte der König von Rumänien den Rückzug der deutschen<br />

Truppen aus, um der Diktatur des Marschalls Antonescu ein Ende zu bereiten<br />

und um in Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten einzutreten. Die<br />

Rassengesetze wurden deshalb in Rumänien aufgegeben.<br />

Das Komitee setzte seine Hilfsarbeit jedoch in bezug auf die Juden fort, und<br />

zwar bis unmittelbar vor Abschluß der Feindseligkeiten.<br />

In ihrem Bericht vom Dezember 1944 stellte die Delegation in Bukarest fest,<br />

daß sie dank der Lieferungen des Joint Committee of New York und der<br />

Sammlungen, die am Ort durchgeführt worden waren, in der Lage war, 183.000<br />

rumänischen Juden zu Hilfe zu kommen, die sich zusammensetzten aus : 17.000<br />

Deportierten, die aus Transnistrien repatriiert worden waren; 30.000 Männern,<br />

die zusammen mit ihren Familien (90.000 Personen) von der Zwangsarbeit<br />

befreit wurden; 20.000 Evakuierten von kleinen Städten und Dörfern; 10.000<br />

Evakuierten aus der Kriegszone; 20.000 heimatlosen Personen als Ergebnis der<br />

Bombardierungen; 20.000 Arbeitern und Angestellten, die aus ihrem<br />

Beschäftigungsverhältnis entlassen worden waren; und 6.000 Ungarn, denen es<br />

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