01.11.2013 Aufrufe

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nach Berlin weiterleitet und hinzusetzt, daß Eichmann sich wie ein<br />

„Pferdehändler“ benommen und den Judentransport nach Lodz<br />

dirigiert hätte, obgleich der Transport nicht genehmigt gewesen sei.<br />

Eichmanns Aussage zu diesen Dokumenten war die, daß die<br />

Beschwerde berechtigt gewesen war, denn er habe die Juden<br />

tatsächlich ohne Vollmacht nach Lodz verbringen lassen, da es nur<br />

zwei Örtlichkeiten gegeben hätte, die Transporte hinzuleiten,<br />

nämlich nach dem Osten (wohin er sie hätte verschicken sollen) oder<br />

nach Lodz. Doch da er gewußt habe, daß im Osten damals<br />

Vernichtungen durchgeführt worden seien, in Lodz hingegen nicht,<br />

er jedoch Tötungsmaßnahmen schärfstens mißbilligt habe, habe er<br />

die Transporte ungeachtet der unzureichenden Zustände nach Lodz<br />

dirigiert. 20<br />

Dieses Vorgehen kehrt auch in Eichmanns Vorschlägen<br />

„Lastwagen gegen Juden“ im Jahre 1944 wieder. Geschickt<br />

versuchte er, in die Bemühungen von deutscher Seite, den Handel<br />

abzuschließen, den nicht geringen Anteil seiner eigenen Initiative<br />

einzuflechten, was wiederum seinen Einsatz zeigen sollte, Juden zu<br />

retten. 21<br />

Bleibt noch zu ergänzen, daß sich die Stoßrichtung der Anklage im<br />

Kreuzverhör Eichmanns nicht direkt mit Ereignissen der Kriegszeit<br />

befaßte, sondern in dem Versuch bestand, Eichmann vor Gericht auf<br />

all das festzunageln, was er angeblich gegenüber seinen israelischen<br />

Vernehmern in dem Jahr seiner Untersuchungshaft ausgesagt hat,<br />

und auf das, was er einem gewissen Sassen im Jahre 1957 in<br />

Argentinien gesagt haben soll, den er 1955 erstmals in Buenos Aires<br />

kennengelernt haben will. Eichmann und Sassen — ein ehemaliger<br />

Angehöriger der SS — planten, ein Buch über die Judenverfolgungen<br />

während des Krieges zu schreiben, wobei Eichmann davon ausging,<br />

daß er — mit Ausnahme vielleicht eines kleinen Kreises — ein total<br />

vergessener Mann sei. Das Buch sollte sich auf Tonbandaufnahmen<br />

stützen, die in einer Reihe von Frage-Antwort-Sitzungen zwischen<br />

Eichmann und Sassen gemacht worden waren, wobei Sassen das<br />

Manuskript schreiben und herausbringen sollte. Eichmann lehnte die<br />

ursprünglich vorgesehenen Dialoge ab :<br />

„Als mir diese Fragen gestellt wurden, sollte ich von Zeit zu Zeit sagen, daß<br />

ich mich nicht erinnern könne und es nicht wisse; aber das war offensichtlich<br />

keine Methode, ein Buch zu schreiben . . . Und da kamen wir überein, daß es<br />

nicht so wichtig sei, an was ich mich erinnerte, — die Hauptsache sei, die<br />

Ereignisse zu beschreiben, wie sie sich zugetragen hatten; dann sprachen wir<br />

über das Copyright, über die Lizenz für Journalisten und Autoren, wonach wir<br />

berechtigt waren, die Ereignisse zu schildern — selbst wenn ich mich mehr an<br />

Einzelheiten erinnerte. Es sollte schließlich im wesentlichen eine Schilderung<br />

dessen sein, was geschehen war. Und dies war es, was schließlich<br />

niedergeschrieben worden ist.<br />

Sassen bedeutete mir dann, ich sollte über jeden Punkt etwas sagen, damit die<br />

notwendige Menge Stoff zusammenkäme . . .<br />

Es wurde auch vereinbart, daß Sassen alles in Buchform herausbringen würde,<br />

wobei wir als Ko-Autoren in Erscheinung treten würden.“<br />

Sassens Material erschien schließlich im Herbst 1960 im<br />

LIFE-Magazin, und es ist klar, das das Ganze ein Verkaufsschlager,<br />

239

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!