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Der Jahrhundertbetrug

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abzuschieben und die Slowakei so judenfrei zu machen. Die Gesandtschaft<br />

wurde zu D III 1559 Ang. II mit entsprechender Weisung versehen; den Entwurf<br />

der Weisung hat der Herr Staatssekretär abgezeichnet, nach Abgang wurde er<br />

dem Büro RAM und U.St.S. Pol zur Kenntnis gebracht.<br />

Da das slowakische Episkopat inzwischen gegen den Abtransport der Juden<br />

bei der Slowakischen Regierung vorstellig geworden war, ist in der Weisung<br />

ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht worden, daß es wegen der<br />

Evakuierung der Juden in der Slowakei auf keinen Fall zu innerpolitischen<br />

Schwierigkeiten kommen dürfe. Durch Drahtbericht zu D III 2006 berichtete<br />

die Gesandtschaft, die Slowakische Regierung habe sich mildem Abtransport<br />

aller Juden ohne jeden deutschen Druck einverstanden erklärt und der<br />

Staatspräsident persönlich habe dem Abtransport zugestimmt. <strong>Der</strong><br />

Drahtbericht hat beim Büro RAM vorgelegen. Die Slowakische Regierung hat<br />

außerdem zugestimmt, daß sie für jeden evakuierten Juden als Unkostenbeitrag<br />

500.— RM zuzahlt.<br />

Inzwischen sind 52.000 Juden aus der Slowakei fortgeschafft. Bedingt durch<br />

kirchliche Einflüsse und Korruptionen einzelner Beamter haben 35.000 Juden<br />

Sonderlegitimation erhalten. Ministerpräsident Tuka wünscht jedoch, die<br />

Judenaussiedlung fortzusetzen und hat deshalb um Unterstützung durch<br />

diplomatischen Druck des Reiches gebeten (vergl. D III 3865). <strong>Der</strong> Gesandte ist<br />

ermächtigt, diese diplomatische Hilfe in der Weise zu geben, daß er<br />

Staatspräsident Dr. Tiso gegenüber zum Ausdruck bringen darf, die<br />

Ausschließung der 35.000 Juden würde in Deutschland überraschen, umsomehr,<br />

als die bisherige Mitwirkung der Slowakei in der Judenfrage hier sehr gewürdigt<br />

worden sei. Diese Weisung ist von U.St.S. Pol und Staatssekretär mitgezeichnet.<br />

7. Die Kroatische Regierung ist ebenfalls mit der Aussiedlung der Juden aus<br />

Kroatien grundsätzlich einverstanden. Im besonderen hält sie den Abtransport<br />

der 4—5.000 Juden aus der von den Italienern besetzten zweiten Zone (Zentren<br />

Dubrovnik und Mostar) für wichtig, die eine politische Belastung darstellen und<br />

deren Beseitigung zur allgemeinen Beruhigung dienen würde. Die Aussiedlung<br />

kann allerdings nur mit deutscher Hilfe erfolgen, da von italienischer Seite<br />

Schwierigkeiten zu erwarten sind. Praktische Beispiele von Widerstand<br />

italienischer Behörden gegen Kroatische Maßnahmen im Interesse vermögender<br />

Juden liegen vor. Im übrigen erklärte der italienische Stabschef in Mostar, der<br />

Umsiedlung nicht zustimmen zu können, da allen Einwohnern Mostars gleiche<br />

Behandlung zugesichert sei.<br />

Nachdem inzwischen laut telefonischer Mitteilung aus Agram die Kroatische<br />

Regierung ihre schriftliche Zustimmung zu der vorgeschlagenen Aktion gegeben<br />

hat, hält es Gesandter Kasche für richtig, mit der Aussiedlung zu beginnen, und<br />

zwar grundsätzlich für das gesamte Staatsgebiet. Man könne es darauf<br />

ankommen lassen, ob sich im Zuge der Aktion Schwierigkeiten ergeben, soweit<br />

es sich um die von Italienern besetzten Zone handelt.<br />

Eine entsprechende Vorlage (D III 562 g) an den Herrn RAM ist von Herrn<br />

St.S. von Weizsäcker angehalten worden, da er zunächst eine Rückfrage bei der<br />

Botschaft in Rom für notwendig hielt. Die Antwort steht noch aus.<br />

Die Frage der italienischen Juden taucht in gleicher Weise bei der Evakuierung<br />

der Juden in Frankreich auf.<br />

Botschafter Abetz weist im Hinblick auf den in Vorbereitung befindlichen<br />

Abtransport aus den besetzten französischen Gebieten daraufhin, daß ein<br />

dringendes politisches Interesse bestünde, durch die Evakuierungsmaßnahmen<br />

zunächst die fremdländischen Juden zu erfassen. Nachdem diese als<br />

Fremdkörper empfundenen Juden an sich schon besonders verhaßt seien, würde<br />

ihre Übergehung und damit quasi Privilegierung Mißstimmung erzeugen,<br />

umsomehr, als unter ihnen verantwortliche Urheber von jüdischen Terror- und<br />

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