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Der Jahrhundertbetrug

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Krieg erlebt hat. Unentwegt wurde lamentiert, daß Deutschland den<br />

Amerikanern weit voraus sei und daß es den USA an der<br />

lebenswichtigen Erfahrung mit den Vorgängen fehle, wie sie die<br />

Deutschen eben besäßen. Die in Deutschland angewendeten<br />

Verfahren wurden angeführt und mit den Aussichten für das<br />

amerikanische Programm verglichen. 7<br />

<strong>Der</strong> Kampf des Farmer-Blocks gegen die — wie sie sie nannten —<br />

„öligen Interessen“ errang im Juli 1942 vorübergehend einen<br />

größeren Erfolg, als der Kongreß die sonderbare „Gummi-<br />

Versorgungsakte 1942“ verabschiedet hatte. <strong>Der</strong> Gesetzesakt hätte<br />

zunächst eine Behörde für die Gummi-Produktion unter<br />

Oberaufsicht des Kongresses und außerhalb der Domäne des Büros<br />

der Kriegsproduktion, aber auch der Armee, der Flotte oder<br />

irgendeiner anderen der Regierung unterstehenden Verwaltung<br />

geschaffen. Natürlich wurde darin der Getreidealkohol als Ausgangsbasis<br />

festgelegt. Am 6. August legte Präsident Roosevelt sein Veto<br />

gegen diese Gesetzesvorlage ein und kündigte die Ernennung eines<br />

Komitees an, das das Gummi-Problem studieren und Vorschläge<br />

machen sollte, wie man das us-amerikanische Programm zur<br />

Herstellung von synthetischem Gummi verwirklichen könnte :<br />

„wahrscheinlich die am meisten mit Beifall bedachte Aktion an der<br />

Heimatfront in der Geschichte des Kriegsprogramms“. Dem<br />

Komitee gehörten als Mitglieder an : Dr. James D. Conant, —<br />

Harvard-Präsident; Dr. Karl T. Comton, — Präsident des M.I.T.<br />

(Massachusetts Institute of Technology); der Bankier und Politiker<br />

Bernard Baruch, der als Vorsitzender fungierte. Meistens wurde es<br />

„Baruch-Komitee“ genannt. 8<br />

Diese drei Männer wurden zum Teil deshalb gewählt, weil man sie<br />

in diesem Konflikt als nicht vorbelastet ansah und weil man glaubte,<br />

daß sie keine Sonderinteressen vertreten würden, — dann aber auch<br />

wegen ihrer Sachkenntnis. Die Ernennung Baruchs zum<br />

Vorsitzenden einer so technisch orientierten Gruppe mag auf den<br />

ersten Blick sonderbar erscheinen, doch dies ist nicht der Fall.<br />

Abgesehen davon, daß er ein Mann mit verschiedenen Talenten und<br />

ein wichtiger Finanzmann mit industriellen und politischen<br />

Beziehungen war, hatte er doch schon im Ersten Weltkrieg den<br />

Vorsitz im Ausschuß für die Kriegsindustrie innegehabt. Ja, mehr<br />

noch : seit mehr als 30 Jahren war er an Industrieunternehmen<br />

interessiert, die sich mit Gummi-Verarbeitung beschäftigten, und er<br />

hatte schon im Frühjahr 1941 von sich aus für den Fall eines Krieges<br />

amerikanische Gummi-Vorräte angelegt. Die Folge davon war, daß<br />

er mit verschiedenen Leuten in Streit geriet, hauptsächlich mit Jesse<br />

H. Jones. Zudem setzte Baruch — anders als der durchschnittlich<br />

begabte Vorsitzende des Washingtoner Zweckkomitees — seine<br />

ganze Kraft für die Arbeit seiner Behörde ein. Auf Anweisung des<br />

Komitees wurde sein Assistent Sam Lubell hinzugezogen. Selbst<br />

nach Abgabe des Schlußberichtes hielt das Interesse Baruchs an;<br />

denn Howard berichtet, daß Baruch später noch den Wunsch<br />

ausgesprochen habe, mit den Leuten von Standard Oil Rücksprache<br />

zu nehmen, und so wurde denn auch eine Tagung abgehalten, auf der<br />

die technischen und wirtschaftlichen Probleme erörtert wurden. 9<br />

Die Arbeit des Baruch-Komitees wurde mit beachtenswerter Eile<br />

abgeschlossen, und der Schlußbericht wurde am 10. September<br />

1942 abgegeben; die beste Erklärung für diese Schnelligkeit liegt<br />

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