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Aufstand in Ungarn

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Zehn Prozent des Ackerlandes <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> wurden nicht mehr bebaut.1952 gab es e<strong>in</strong>e Mißernte, und im Frühl<strong>in</strong>g 1953 erreichte dieVersorgungskrise ihren Höhepunkt. <strong>Ungarn</strong>, das hauptsächlich landwirtschaftlicheErzeugnisse exportiert hatte, begann zu hungern.Dieser Fehlschlag legte e<strong>in</strong>e der wesentlichen Schwächen desMarxismus bloß. Bei der E<strong>in</strong>schätzung der menschlichen Natur übersiehter die schwachen Seiten, darunter die Neigung zu Betrug, Faulheit undRaffgier. Wie alle Ideologien glaubt der Kommunismus an den idealenMenschen. Aber die ungarischen Bauern waren alles andere als ideal.Bezeichnend war folgender Fall: E<strong>in</strong> Bauer mußte se<strong>in</strong>e Äpfel für nurzwei For<strong>in</strong>t das Pfund an die Geschäftsstelle für Obstexport <strong>in</strong> Gyümértabliefern, da er aber zu Hause auf dem Markt angefaulte Ware zu elfFor<strong>in</strong>t anbieten durfte, beschloß er im folgenden Jahr, weniger Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmittelanzuwenden, um auf diese Weise zwar mangelhafteWare zu ernten, dafür aber e<strong>in</strong>en höheren Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>zustreichen.ÔDie armen <strong>Ungarn</strong>! Ihr Elend wurde durch die rücksichtsloseAusweitung der Verstaatlichungspraxis immer größer. E<strong>in</strong>zelhandelslädenwurden geschlossen, und das Inventar vom Staat beschlagnahmt. Wennder Geschäftsführer versuchte, etwas von se<strong>in</strong>em Warenbestand vordiesem legalisierten Diebstahl zu retten, wurde er für »Diebstahl anStaatseigentum« bestraft. Als das Radiogeschäft e<strong>in</strong>es Mannes auf Befehldes Budapester Stadtrats enteignet wurde und er dagegen E<strong>in</strong>spruch erhob,wurde er von ÁVH-Männern zusammengeschlagen.Ehemalige Geschäfts<strong>in</strong>haber erhielten nicht e<strong>in</strong>mal die Genehmigung,als Angestellte <strong>in</strong> ihrem eigenen Betrieb mitzuarbeiten. Facharbeiterwurden gezwungen, <strong>in</strong> den Fabriken am Fließband zu stehen, oder <strong>in</strong>»Kooperativen«, also <strong>in</strong> Genossenschaften auf der Grundlage gegenseitigerZusammenarbeit, gepreßt. Welch e<strong>in</strong>e Verhöhnung dieses Begriffes.Besaß jemand e<strong>in</strong> Haus mit mehr als fünf Zimmern, dann beschlagnahmteder Staat das Grundstück und ließ den Inhaber für die BenützungMiete zahlen. War die Wohnung kle<strong>in</strong>er, hatte er mehr Glück, denn dannbrauchte er nur e<strong>in</strong>e monatliche Steuer und »Instandhaltungsabgaben« zubezahlen, ganz gleich, ob Arbeiten dieser Art überhaupt ausgeführt102

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