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Aufstand in Ungarn

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Gerö überreichte Nagy das Manuskript e<strong>in</strong>er Rundfunkansprache undsagte: »Hier, sprich das auf Tonband!« Nagy las es und weigerte sich. Alsneue alarmierende Nachrichten über marschierende Menschenmassene<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen, bat Gerö Nagy, im Text Änderungen vorzunehmen, wie er siefür richtig halte. Der Entwurf g<strong>in</strong>g mehrmals h<strong>in</strong> und her, bis Nagy nichtweiter nachgeben wollte und Gerö e<strong>in</strong>verstanden war, den Text so zusenden, wie er war.ÁÏDie Lichter dieses »ideologischen Leuchtturms« der Partei drohten zuverlöschen. Die führerlosen Kommunisten kämpften mit ihrem Gewissen.Der achtunddreißigjährige Schriftsteller Miklós Molnár war zunächst festdavon überzeugt, daß alle Anzeichen auf e<strong>in</strong>e gewöhnliche »Konterrevolution«h<strong>in</strong>deuteten – bis e<strong>in</strong>e ältliche Dame ihn während desVormittags ansprach und e<strong>in</strong>fach fragte: »Was machen unsere Jungens?«ÁÌSchuldbewußt eilte Molnár zu Kopácsi <strong>in</strong>s Polizeipräsidium undverbrachte dort den Rest des Tages zusammen mit e<strong>in</strong>er immer größerwerdenden Gruppe rebellischer Journalisten. Gegen 9 Uhr wurde sogardieses moderne Gebäude am Deák tér aus verschiedenen gegenüberliegendenHäusern beschossen. Die Büros an der Straßenfront warenunbenutzbar, ihre Wände von Schüssen durchsiebt. Ob die Menge diesesGebäude mit der ÁVH <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung brachte oder ob es nur e<strong>in</strong>gedankenloserAngriff auf jedes Anzeichen von Autorität war –, Kopácsisaß jedenfalls <strong>in</strong> der Klemme. Er hatte nur wenig Munition, und se<strong>in</strong>M<strong>in</strong>isterium lehnte jede Hilfe ab: »Wir werden selbst angegriffen!«schnauzte e<strong>in</strong> Funktionär, als Kopácsi anrief. »Und was den E<strong>in</strong>satz vonPanzern anlangt, geben Sie sich ke<strong>in</strong>en Illusionen h<strong>in</strong>, Kopácsi!« BeimVerteidigungsm<strong>in</strong>isterium erklärte sich e<strong>in</strong> ehemaliger Partisanenkamerad,László Földes, bereit, Munition herüberzuschicken, falls er e<strong>in</strong>en Wegfände, diese abzuholen. Kopácsi war schweißgebadet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>enHemdsärmeln, obwohl e<strong>in</strong> kühler W<strong>in</strong>d durch die zertrümmerten Fensterblies. Er telephonierte mit e<strong>in</strong>em ihm bekannten Generalmajor desArmeehauptquartiers. Der General sagte: »Ich will versuchen, e<strong>in</strong>igePanzer h<strong>in</strong>überzuschicken. Halten Sie aus!«Kopácsis M<strong>in</strong>ister verlangte e<strong>in</strong>e Erklärung, warum er es versäumt364

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