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Aufstand in Ungarn

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Das Hauptreferat hielt Tibor Déry, der mit offenem Kragen und ohneKrawatte erschienen war, zum Thema »Maßnahmen gegen ›Bazillenträger‹«. Déry vertrat die Ansicht: »Es genügt nicht, nur die Symptome zubekämpfen.«Zu Martön Horváth, dem Chefredakteur von Freies Volk gewendet,der zuerst gesprochen hatte, sagte Déry: »Wir haben hier sehr viel überZensur gehört. Jetzt wollen wir aber endlich Nägel mit Köpfen machenund gleich mit Horváth selbst anfangen, der heute anwesend ist. Wie istdas eigentlich? Für sich selbst tritt er nicht e<strong>in</strong>, und manchmal ist sogarschwer zu sagen, ob er für die Sache der Partei e<strong>in</strong>tritt. Zuerst ist er rechts,dann ist er l<strong>in</strong>ks.«Es war e<strong>in</strong>er der schwülsten Tage des Jahres. Unter wachsendemBeifall fragte Déry »Wo liegt die Ursache unserer Schwierigkeiten? Ichwerde es Ihnen sagen: Uns fehlt die Freiheit. Ich hoffe, wir haben dasEnde des Polizeistaates miterlebt. Und da ich Optimist b<strong>in</strong>, hoffe ichaußerdem, daß wir auch unsere jetzigen Parteiführer loswerden.Schließlich sollten wir nicht vergessen, daß wir hier nur mit freundlicherGenehmigung der Behörden debattieren dürfen. Sie glauben wohl, es täteuns ganz gut, wenn wir etwas Dampf ablassen. Aber wir wollen nicht nurWorte, wir wollen auch Taten.«ËÊDéry war <strong>in</strong> Schweiß gebadet: »Wir müssen handeln. 1500 oder 2000Leute – es s<strong>in</strong>d immer die gleichen Gesichter, die bei den verschiedenenDebatten auftauchen! Was br<strong>in</strong>gt uns das e<strong>in</strong>? Wollen wir unser Recht aufHandlungsfreiheit für e<strong>in</strong> paar lumpige Debatten verkaufen?«Die bisher geordnet verlaufende Versammlung drohte langsam außerKontrolle zu geraten. Tibor Tardos, e<strong>in</strong> rebellischer Journalist derRedaktion Freies Volk, forderte die Besetzung der Druckereien – denn nurso könne man erfolgreich für die »Freiheit der Presse« kämpfen.Um 21 Uhr war die Váci út <strong>in</strong> ihrer ganzen Breite von e<strong>in</strong>erMenschenmenge verstopft, die gleichfalls <strong>in</strong> die Versammlung wollte,denn wie e<strong>in</strong> Lauffeuer hatte sich <strong>in</strong> der ganzen Stadt die Nachricht vondiesem außerordentlichen Ereignis verbreitet. Lautsprecher wurdenmontiert, damit die herbeigeströmten Massen zuhören konnten.212

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