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Aufstand in Ungarn

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hörten die Dorfbewohner voller Aufregung und freudiger Erwartung, daßkonterrevolutionäre und faschistische Banditen das Funkhaus <strong>in</strong> Budapeststürmten. Sie sagten sich: Es geht wieder los! Sie lösten eilends ihre LandwirtschaftlicheProduktivgenossenschaft auf, setzten den örtlichen Parteisekretärab und wählten e<strong>in</strong>en neuen Geme<strong>in</strong>derat, bis ihr tragischerIrrtum aufgeklärt wurde.Am schwersten hatte das kle<strong>in</strong>e Land unter dem Verlust vonMenschen zu leiden – die tapferen und gebildeten Männer und Frauen, diedas Gefühl hatten, daß es für sie hier ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr gäbe, g<strong>in</strong>genüber die noch offene westliche Grenze. »Das wurde für mich besonders <strong>in</strong>der Weihnachtszeit deutlich«, sagte e<strong>in</strong> Mann, »als ich versuchte, dreime<strong>in</strong>er Freunde anzurufen oder zu besuchen. Sie waren alle verschwunden.«ËIn den westlichen Ländern wurden sie mehr oder weniger begeistertempfangen – man wollte vor allem se<strong>in</strong> eigenes schlechtes Gewissenberuhigen, weil man sonst nichts für die Menschen <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> getan hatte.Bis zum 11. Dezember war die Flüchtl<strong>in</strong>gszahl auf 126.000 gestiegen, unde<strong>in</strong>e Woche später hörte man, daß »Radio Free Europe« die <strong>Ungarn</strong>aufforderte, <strong>in</strong> der Heimat zu bleiben, da ihr Exodus die »Möglichkeitendes Westens überfordere«. Unter den Flüchtl<strong>in</strong>gen befand sich auch derKommandeur von Nagys Nationalgarde, General Király, der sich am 4.November mit se<strong>in</strong>er Truppe <strong>in</strong> Richtung Westen abgesetzt hatte.Abgesehen von e<strong>in</strong>em kurzen Scharmützel e<strong>in</strong>ige Tage später, hatte ernichts für die Verteidigung <strong>Ungarn</strong>s getan, bis er sich selbst und se<strong>in</strong>eNationalgarde am 18. November nach Österreich h<strong>in</strong>überrettete.È GeneralMaléters erste Frau Maria überquerte drei Nächte später zusammen mitdreien ihrer K<strong>in</strong>der die Grenze nach Österreich. Sie hatten sich unter demVerdeck e<strong>in</strong>es Obstwagens versteckt. E<strong>in</strong>e Tochter, die an Grippe erkranktwar, hatte sie zu Hause zurücklassen müssen. Manche K<strong>in</strong>der kamenalle<strong>in</strong> an der Grenze an. Sie trugen Zettel um den Hals: »Bitte sorgen Siefür mich, me<strong>in</strong> Vati ist zurückgegangen, um für <strong>Ungarn</strong> zu kämpfen.«Bevor das Jahr 1956 endete, waren 200.000 <strong>Ungarn</strong> außer Landesgegangen.735

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