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Aufstand in Ungarn

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zugegeben, die das Pr<strong>in</strong>zip der Gleichberechtigung <strong>in</strong> den Beziehungenzwischen den sozialistischen Ländern bee<strong>in</strong>trächtigten. In dem Dokumentwurde versichert, daß der Kreml bereit sei, mit der Regierung derUngarischen Volksrepublik und den andern Angehörigen des WarschauerVertrages entsprechende Verhandlungen über den Aufenthalt dersowjetischen Truppen auf ungarischem Territorium auf zunehmen. DieseTruppen hätten <strong>in</strong>zwischen den Befehl bekommen, sich aus Budapestzurückzuziehen, sobald die Regierung Nagy es wünschte. (Natürlich hatteNagy e<strong>in</strong>e solche Forderung bereits gestellt. Dies wurde <strong>in</strong> dersowjetischen Presse natürlich nicht erwähnt.)Etwa zur selben Zeit (30. Oktober, 19 Uhr) sprach Charles Bohlen, deramerikanische Botschafter <strong>in</strong> Moskau, auf e<strong>in</strong>em Abendempfang imKreml Marschall Schukow auf se<strong>in</strong>e Behauptung vom Vortag an, daß diesowjetischen Truppen <strong>in</strong> Budapest während der letzten achtundvierzigStunden ke<strong>in</strong>en Schuß mehr abgegeben hätten. »In allen westlichenRundfunksendungen wird berichtet, daß die sowjetische Artillerie <strong>in</strong> derStadt schießt.« Schukow bestritt dies, aber erklärte nunmehr rundweg:»Die sowjetischen Streitkräfte haben bereits den Befehl erhalten, die Stadtzu verlassen.« Dies war e<strong>in</strong>e dramatische Umkehrung se<strong>in</strong>er Erklärungvom Vortage. Er begleitete se<strong>in</strong>e Worte mit e<strong>in</strong>er ungeduldigen Geste, alsob er sagen wollte: »Sollen sie selber sehen, wie sie fertig werden.«Bohlen wollte ihn fragen, ob dies bedeute, daß <strong>in</strong> Budapest Ruhe undOrdnung soweit wiederhergestellt seien, daß Nagy die volle Regierungsgewaltwieder übernehmen könne, oder ob sich die sowjetischen Streitkräfteauf Nagys Wunsch zurückzögen trotz der dort bestehendenSituation; aber <strong>in</strong> diesem Augenblick trat Molotow h<strong>in</strong>zu und begann,Fragen über den Nahen Osten zu stellen.Ï Nach e<strong>in</strong>iger Überlegunggewann der Botschafter von Schukow den E<strong>in</strong>druck, daß die sowjetischenMilitärs für e<strong>in</strong> hartes Durchgreifen sowohl <strong>in</strong> Polen als auch <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong>e<strong>in</strong>traten. Schukow wirkte »frustriert«. Bohlen berichtete um 22 Uhr nachWash<strong>in</strong>gton: »Die Sowjetführer e<strong>in</strong>schließlich Chruschtschow, Bulgan<strong>in</strong>,Molotow, Kaganowitsch machten e<strong>in</strong>en viel düstereren E<strong>in</strong>druck alsgestern, es ist möglich, daß Schukows Erklärung e<strong>in</strong>e über Nacht gefaßte542

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