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Aufstand in Ungarn

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solange dies noch möglich ist.Ó Verspätet werden unauffällige Sicherheitsmaßnahmenfür die Regierungs- und Parteigebäude ergriffen. An denSchlüsselpunkten treffen zu zweit und viert ÁVH-Verstärkungen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ÁVH-Major mit e<strong>in</strong>er ganzen Kompanie Sicherheitspolizei ersche<strong>in</strong>t imFunkhaus.Ô Bald gehen Berichte über sich nähernde Demonstranten e<strong>in</strong>.Um 18 Uhr ist die schmale Straße so voll, daß niemand mehr <strong>in</strong> dasGebäude gelangen kann.Auch das Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium ergreift Vorsichtsmaßnahmen, umzu verh<strong>in</strong>dern, daß Waffen <strong>in</strong> falsche Hände geraten. Depots werdendoppelt verriegelt, Munitionskisten weggepackt. Von se<strong>in</strong>em Büro <strong>in</strong> derUri utca auf dem Burgberg läßt sich Oberst Pál Maléter mit der György-Kilian-Kaserne verb<strong>in</strong>den. Seit dem Sommer s<strong>in</strong>d zwei Arbeitsbataillonese<strong>in</strong>er technischen Hilfstruppe zusammen mit mehreren hundert wohnungslosenArbeitern <strong>in</strong> diesem massiven Gebäude an der Ecke Üllöi útund Körút e<strong>in</strong>quartiert.ÁÊ Maléter ist der Kommandeur dieser Mannschaft,die lediglich als Arbeitskräftereservoir für Kohlebergwerke oderBauprojekte gebraucht wird. Die Männer bekommen Waffen nur zurErfüllung ihrer Wachpflichten und erhalten kaum militärische Ausbildung.Trotzdem telephoniert Maléter gegen 18 Uhr mit dem Kommandeur derKilian-Kaserne, Hauptmann Lajos Csiba, und veranlaßt, daß alle Waffene<strong>in</strong>gesammelt und weggeschlossen werden.Die Menge ist immer noch auf dem Kossuth tér versammelt. Jetztrufen sie Imre Nagys Namen. Die Funktionäre s<strong>in</strong>d machtlos, es gel<strong>in</strong>gtihnen nicht, die Menschenmassen zu zerstreuen. Der Platz ist plötzlich <strong>in</strong>Dunkelheit gehüllt, die Straßenbeleuchtung ist von unbekannter Handausgeschaltet worden.ÁÁ Jemand rollt e<strong>in</strong>e Zeitung zusammen und zündetsie an. Immer mehr solcher Fackeln leuchten auf, es prasselt wie e<strong>in</strong> sichausbreitendes sommerliches Grasfeuer. In dieser Beleuchtung sieht dasGebäude wie e<strong>in</strong> belagertes mittelalterliches Schloß aus.»Es war e<strong>in</strong> unvergeßlicher, herrlicher Anblick», sagte e<strong>in</strong> angehenderKonzertpianist. »Man verspürte e<strong>in</strong>e Art ›kosmischen Schauers‹, manwußte genau, daß hier Geschichte gemacht wurde, gleichzeitig war es e<strong>in</strong>künstlerisch prachtvolles Bild.«ÁË286

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