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Aufstand in Ungarn

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kann. Er verliert völlig die Orientierung. Als se<strong>in</strong> eigener Anwalt, e<strong>in</strong>früherer Sowjetpartisan, Vorwürfe gegen Brankov richtet, erhebt sichdieser schwankend und versucht, ihn anzustoßen oder zu antworten, aberals es ihm endlich gel<strong>in</strong>gt, aufrecht zu stehen, hat er bereits vergessen, waser tun wollte, und fällt zurück auf se<strong>in</strong>en Stuhl, während die Wärter ihnfesthalten.Rajk rafft sich zu ke<strong>in</strong>er derartigen Demonstration auf. Er ruft nur:»Wir brauchen ke<strong>in</strong>e Gnade!« Dieses Bruchstück des Drehbuchs treibt <strong>in</strong>Brankovs Hirn wie e<strong>in</strong> Schiff, das im Nebel um e<strong>in</strong>en Felsen kreist.E<strong>in</strong>mal müssen sie für e<strong>in</strong>e Rundfunksendung aus Schriftstücken überden »Prozeß« vorlesen.An e<strong>in</strong>em anderen Tag flüstert Rajk se<strong>in</strong>em Nachbarn Justus zu:»Me<strong>in</strong> Geständnis ist gar nicht wahr!«Brankov ist gespannt, wie Rajk sich verhalten wird, wenn derwirkliche Prozeß beg<strong>in</strong>nt. An diesem Tag will er selbst gegen alle dieseIntrigen offen protestieren.Aber plötzlich ist alles vorbei – e<strong>in</strong> Gefangenenauto br<strong>in</strong>gt ihn <strong>in</strong>sZentralgefängnis. Die »Generalprobe« war bereits der Prozeß, ohne daß eres gemerkt hatte, und Brankov kann sich nicht e<strong>in</strong>mal er<strong>in</strong>nern, welchesUrteil der Richter über ihn gesprochen hat.»Wann s<strong>in</strong>d Sie geboren?« fragte der Gerichtspräsident.Rajk antwortete: »Am 8. März 1909« . . .Der Prozeß hatte begonnen. Es war der 16. September 1949 und dasVolksgericht – diese schwitzende, hemdsärmelige Schreckenskammer derLänder h<strong>in</strong>ter dem Eisernen Vorhang – hielt se<strong>in</strong>e Sitzungen imMarmorsaal der Eisen- und Metallarbeiter-Gewerkschaft <strong>in</strong> Budapest ab.Die acht Angeklagten sagen nebene<strong>in</strong>ander und zwischen ihnen auf demblanken Parkettboden uniformierte Wächter.Der öffentliche Ankläger, Dr. Gyula Alapi, schob se<strong>in</strong>e Akten h<strong>in</strong> undher. »Es s<strong>in</strong>d nicht alle<strong>in</strong> Rajk und Konsorten, die hier auf derAnklagebank sitzen«, begann er, »sondern auch ihre ausländischenAuftraggeber, ihre imperialistischen Anstifter <strong>in</strong> Belgrad und70

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