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Aufstand in Ungarn

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durch angeblich unbewaffnete Offiziere der regulären Armee vorgenommen,die <strong>in</strong> Wirklichkeit ihre Pistolen <strong>in</strong> den Uniformtaschenversteckt hielten. Für alle Fälle wurden zusätzliche Truppen mit Waffenund Munition ausgerüstet, blieben aber unauffällig im H<strong>in</strong>tergrund. Imallgeme<strong>in</strong>en erhielten aus Sicherheitsgründen nur höhere Offiziere dieErlaubnis, <strong>in</strong> der Öffentlichkeit Waffen zu tragen. »Normalerweise mußteich me<strong>in</strong>e Pistole <strong>in</strong> der Kaserne lassen und durfte sie nur zum Re<strong>in</strong>igenmitnehmen – und das auch nur jeweils für e<strong>in</strong>e Stunde«, sagte e<strong>in</strong>achtundzwanzigjähriger Offizier der Armee.ÁÁDas Begräbnis wirkte wie e<strong>in</strong>e Szene aus e<strong>in</strong>em Drama von Shakespeare.Während der Nieselregen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wolkenbruch verwandelte,bezogen die durchnäßten Funktionäre mit regenüberströmten, maskenhaftenGesichtern die Ehrenwache. Sie sahen aus wie bezahlte »Klageweiber«am Grabe e<strong>in</strong>es Armenhäuslers.ÁË Die von ihnen gehaltenenTraueransprachen er<strong>in</strong>nerten an W<strong>in</strong>ston Churchills Abschiedsrede fürGeneral Sikorski nach dessen Tod im Jahre 1943. (»Soldaten müssensterben, aber mit ihrem Tode geben sie dem Volk Stärke, das ihnen ihrLeben gab!«) Am gleichen Morgen hatte Freies Volk e<strong>in</strong>en ironischbitterenNachruf veröffentlicht: »Durch ihren Märtyrertod haben vieleungarische Marxisten den Beweis erbracht, daß für e<strong>in</strong>en wahrenKommunisten nichts heiliger ist als das Wohl der Arbeiterklasse und dieFreiheit des Vaterlandes. Die echte Tragik Rajks und se<strong>in</strong>er Genossenliegt dar<strong>in</strong>, daß das Todesurteil im Namen des Volkes und des Sozialismusgegen Männer verhängt wurde, die <strong>in</strong> Treue zur Partei für das Volk undden Sozialismus kämpften – sogar getreu bis <strong>in</strong> den Tod.«ÁÈNur wenige <strong>Ungarn</strong> zeigten Sympathie für Rajk, als er se<strong>in</strong>e Übeltatenvollbrachte. Jetzt stand se<strong>in</strong>e Witwe mit ihrem kle<strong>in</strong>en Sohn an der Handtiefverschleiert neben Imre Nagy. E<strong>in</strong>er der Spitzenfunktionäre ließ se<strong>in</strong>enBlick über dieses Meer verdrossener Gesichter schweifen, als die Sonnefür e<strong>in</strong>en Augenblick durch die aufreißende Wolkendecke brach. Er murmelte:»Wenn Rajk dieses Ges<strong>in</strong>del sehen könnte, würde er Masch<strong>in</strong>engewehreauf sie richten.«Nun wurde der Märtyrer von se<strong>in</strong>en Mördern beklagt. Dr. Ferenc243

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