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Aufstand in Ungarn

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komitee anerkannt hatte, daß es ke<strong>in</strong>e Konterrevolution sei, war e<strong>in</strong>e neueSituation entstanden. Nagy beschloß, se<strong>in</strong>en Posten als Vorsitzender desM<strong>in</strong>isterrats anzutreten und <strong>in</strong> die Amtsräume zurückzukehren, die ererstmalig 1953 <strong>in</strong>nehatte. Gegen 9 Uhr kehrte er der Akadémia utca denRücken und begab sich zum Parlament, dem konstitutionellen Sitz derVolksmacht. Als der Schriftsteller Tibor Méray mit mehreren Kollegen <strong>in</strong>der Akadémia utca e<strong>in</strong>traf, waren sie erstaunt, den M<strong>in</strong>isterpräsidentenfrisch rasiert und lächelnd anzutreffen, wie er gerade die Treppeh<strong>in</strong>unterg<strong>in</strong>g.È»Wie geht es euch, me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der?« fragte Nagy strahlend. Er wurdesogleich von Passanten umdrängt. »Wie geht es weiter?« rief jemand.»Gehen die sowjetischen Soldaten nach Hause?«Nagy lächelte. »Es wird für alles gesorgt. Ihr müßt an eure Arbeitgehen, ich gehe an me<strong>in</strong>e Arbeit, und dann wird alles gut werden.«Als erste Amtshandlung ließ er das provisorische Rundfunkstudio vonder Akadémia utca <strong>in</strong> das Parlamentsgebäude verlegen. Dann widmete ersich der Regierungsneubildung. Gegen 9 Uhr ließ er Vásárhelyi kommen,der bis 1953 se<strong>in</strong> Presse- und Informationschef gewesen war, und bot ihmdenselben Posten wieder an. Vásárhelyi erschien <strong>in</strong> Begleitung von Erdös.Als sie die Treppen zu den Amtsräumen von Nagy im ersten Stockh<strong>in</strong>aufstiegen, sagte Vásárhelyi: »Weißt du, wir machen den größtenFehler unseres Lebens. E<strong>in</strong> kluger Politiker geht nicht durch den Schmutz.Er wartet, bis e<strong>in</strong> anderer den größten Dreck ausgemistet hat, und erstdann kommt er.«Í Dr<strong>in</strong>nen bei Nagy entschuldigte er sich höflich: »Ichfühle mich nicht besonders gut«, sagte er und g<strong>in</strong>g nach Hause <strong>in</strong> se<strong>in</strong>eWohnung <strong>in</strong> der Hankóczy utca, auf der anderen Seite des Flusses. (InWirklichkeit war er ke<strong>in</strong>eswegs krank, sondern rechnete damit, daß sichdie Situation rasch verschlechtern würde.)ÎNach der Feuere<strong>in</strong>stellung gab es e<strong>in</strong>en Massenandrang von»Rekruten« bei den Rebellen <strong>in</strong> der Kilián-Kaserne und der Corv<strong>in</strong>-Passage. Oberst Maléter befahl se<strong>in</strong>e Offiziere zu sich und erklärte ihnen:»Ich brauche Offiziere, die bereit s<strong>in</strong>d, Tag und Nacht ihre Pflicht zu tun.Wenn irgend jemand me<strong>in</strong>t, daß er aus familiären Rücksichten oder aus514

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