13.07.2015 Aufrufe

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Unangenehmes zu, weil e<strong>in</strong>e zehnprozentige Gehaltskürzung geplant ist!‹Ich erwiderte: ›Das ist doch unmöglich! Das würde die KommunistischePartei niemals tun!‹ Er schüttelte den Kopf: ›Oh, doch – nur daß dieseMaßnahme nicht als Gehaltskürzung, sondern offiziell als Staatsanleihebezeichnet wird.‹ Bei der nächsten Redaktionsbesprechung stand er aufund erklärte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ansprache, wie glücklich er über diegroßartige Chance sei, Staatspapiere erwerben zu können. In unserenArtikeln mußten wir <strong>in</strong> dasselbe Horn blasen. Daß es sich um e<strong>in</strong>eZwangsanleihe handelte, durften wir nicht schreiben.«Er kam sich vor wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Falle. »Der Gedanke, ich könnte nie mehrnach Frankreich oder Italien fahren, war mir unerträglich«, erzählte er.Ende 1949 machte er e<strong>in</strong>en Fluchtversuch, wurde beim Überqueren dertschechischen Grenze gefaßt, gefoltert und <strong>in</strong> das InternierungslagerRecsk e<strong>in</strong>geliefert.Durch das Leben im Ste<strong>in</strong>bruch wurde ihm endlich die Wahrheit klar,und er brach <strong>in</strong>nerlich fast zusammen: »Ich hatte ke<strong>in</strong>e Ahnung gehabt,daß Menschen nur wegen ihrer Me<strong>in</strong>ung verhaftet wurden«, gestand er.»Der Kreis, <strong>in</strong> dem ich lebte, war so kle<strong>in</strong>, daß ich gar nicht wußte, welcheAngst die Leute vor mir hatten. Ich erfuhr nie, was sie wirklich dachten.Im Gefängnis traf ich Menschen, die schon 1946 oder 1947 verhaftetworden waren. Ich sagte mir, ›das ist ja furchtbar – ich habe nicht e<strong>in</strong>malerfahren, daß sie verhaftet wurden‹. Ich hatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Elfenbe<strong>in</strong>turmgelebt, weil ich während der Dienstzeit nur me<strong>in</strong>e Kollegen und abendsnur me<strong>in</strong>e Freunde traf. Allerd<strong>in</strong>gs hatte ich e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>, die ke<strong>in</strong>eKommunist<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> sehr reiches Mädchen war. Deshalb hatte sie ke<strong>in</strong>enGrund, unzufrieden zu se<strong>in</strong>. Die langen Gefängnisabende ermöglichtenmir Begegnungen mit Menschen, wie ich sie vorher noch nie kennengelernthatte. Dadurch konnte ich mir nach und nach über die Lageunseres Volkes e<strong>in</strong> recht gutes Bild machen, denn eigentlich saß jabe<strong>in</strong>ahe jeder h<strong>in</strong>ter Gittern – Ingenieure, Lehrer, Büroarbeiter, Angestellte.Ich erkannte das Gespenstische dieses ganzen Systems.«In <strong>Ungarn</strong> verschwanden die Gegner Rákosis von der Bildfläche, ganz87

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!