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Aufstand in Ungarn

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man weder e<strong>in</strong>e ÁVO-Uniform noch e<strong>in</strong>en kommunistischen Parteifunktionär– nur Juden.« Er träumte von dem Tag, da e<strong>in</strong>e Flutwelle dieseBedrücker verschl<strong>in</strong>gen würde und er se<strong>in</strong>e eigene private Druckereiwürde wiedereröffnen können.Bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad waren alle nach dem <strong>Aufstand</strong> befragtenFlüchtl<strong>in</strong>ge antisemitisch. Der grundlegende S<strong>in</strong>neswandel war selbst beiden kultiviertesten Flüchtl<strong>in</strong>gen nicht schwer zu f<strong>in</strong>den. Manchmalmußten die Soziologen etwas tiefer sondieren. Aber der Wurm war stetsda, <strong>in</strong> Erwartung geangelt und auf dem Löschblatt e<strong>in</strong>es Psychoanalytikerszappelnd zur Schau gestellt zu werden.Am 5. Februar 1957 befragte Dr. Richard Stephenson <strong>in</strong> Cornell diejunge Erika Szálay, e<strong>in</strong> frommes und anziehendes Mädchen.»Alle Schlüsselstellungen waren <strong>in</strong> jüdischen Händen«, sagte Erika.»Ich fragte mich immer, warum Katholiken und Lutheraner diese Jobsnicht bekommen konnten. Es gab viele Juden <strong>in</strong> Pápa, aber ke<strong>in</strong>er vonihnen verrichtete e<strong>in</strong>e körperliche Arbeit, und auch ihre Frauen arbeitetennicht.«Sie blickte unsicher umher, als ob sie sich vergewissern wolle, daßke<strong>in</strong>er von Stephensons Stab ihre Bemerkungen mithören könnte. Erfragte: »Warum glauben Sie, daß die Juden im Vorteil waren? Unterstütztendie Juden das Regime mehr?«Erika zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, aber weil die Juden dieSchlüsselstellungen <strong>in</strong>nehatten.« Ihre Stimme verlor die Überzeugungskraft.Sie begann von neuem: »Der Chef me<strong>in</strong>er Fabrik war e<strong>in</strong> Jude.«Dann: »Sie müssen das Regime unterstützt haben! Wie könnten sie essonst so weit gebracht haben!«Sie fanden viele verschiedene Arten, es auszudrücken, aber derzugrundeliegende Vorwurf war immer der gleiche.E<strong>in</strong> Ingenieur, der die Fabriken mit den Produktionsgenossenschaftennach sowjetischem Muster verglich, sagte: »Die Leiter dieser Kooperativewaren stets ›Cohens‹ und ›Schwarzes‹.« Befragt, ob er ke<strong>in</strong>e jüdischenArbeiter im Geschäftsraum se<strong>in</strong>es pharmazeutischen Werks kannte,antwortete er: »Ne<strong>in</strong>. Die Juden arbeiteten immer im Büro.«Ó43

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