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Aufstand in Ungarn

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die ganze Angelegenheit zu verschleiern.«ÏAn diesem Samstagmorgen herrscht wie zum Hohn w<strong>in</strong>terlichesSonnenwetter. Die Stimmung ist gut: Am Montag werden alle an dieArbeitsplätze zurückkehren.E<strong>in</strong> Reporter fährt mit der Straßenbahn zur Csepel-Insel und geht <strong>in</strong>das berühmte Stahlwerk: der alte Name »Rákosi-Werke« ist noch schwachauf den Toren zu erkennen, aber die Schilder und Len<strong>in</strong>bilder werden vonInstandsetzungstrupps, die die Montagsschicht vorbereiten, auf e<strong>in</strong>enHaufen zusammengefegt. E<strong>in</strong> Arbeiterrat hat die Kontrolle übernommen,se<strong>in</strong> Vorsitzender ist e<strong>in</strong> ehemaliger kommunistischer Ingenieur. Auf demMóricz Szigmond körtér werden die Barrikaden abgebaut. Die Trümmerder Schlacht, leere Munitions- und Patronenkisten werden beiseitegeräumt, und Arbeiter reparieren die Oberleitungen der Straßenbahnen.Witzbolde s<strong>in</strong>d kräftig am Werk. In e<strong>in</strong>em Geschäft stehen dreiSchaufensterpuppen, denen man Schilder mit den Namen Gerö, Rákosiund Apró umgehängt hat. Der Stal<strong>in</strong> tér ist <strong>in</strong> »Stiefel-Platz« umbenanntworden. Und e<strong>in</strong> beliebter Witz lautet: »Proletarier aller Länder, vere<strong>in</strong>igteuch: Aber nicht <strong>in</strong> Gruppen von mehr als drei Mann.« Der Dozent JózsefBál<strong>in</strong>t und se<strong>in</strong>e Universitätskollegen s<strong>in</strong>d noch immer guter Laune, alssie sich auf ihre Arbeit am kommenden Montag vorbereiten. Bekanntmachungenund Stundenpläne werden aufgehängt, Klassenzimmer werdengesäubert.Ì Die Universitätsmiliz – mehrere tausend revolutionäreStudenten, die offiziell Waffen tragen dürfen, haben ausgerechnet heutefrei. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d auch die meisten Offiziere der Armee, diedie Studentenbataillone führen, an diesem Tag abwesend.ÓDie Hauptstadt gleicht plötzlich e<strong>in</strong>er soldatenfreien Oase <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emLand, das während der vergangenen Woche Schauplatz e<strong>in</strong>er der größtenTruppenkonzentrationen der Welt geworden war. József Bál<strong>in</strong>t blicktkaum auf, als e<strong>in</strong>ige Studenten und Mitarbeiter der Universität here<strong>in</strong>kommen.Jemand erwähnt, daß <strong>in</strong> Kispest, e<strong>in</strong>em entfernten Vorort, nochimmer russische Panzer umherfahren. Aber die Optimisten f<strong>in</strong>den für allese<strong>in</strong>e Erklärung.661

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