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Aufstand in Ungarn

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übertriebenen Bürokratismus und die Auswüchse des Sozialismusöffentlich zu verurteilen. Je deutlicher ich wurde, um so mehr fühlte ichmich von e<strong>in</strong>er unwiderstehlichen Sympathiewelle der Jugend emporgetragen.«Háy schrieb e<strong>in</strong>en unverblümten Aufsatz mit dem Titel Pakt mit derWahrheit. Aber erst der nächste: Weshalb kann ich ihn eigentlich nichtleiden? erhitzte die Phantasie der Bevölkerung. Er nahm ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Leseprogrammbei Versammlungen <strong>in</strong> Prov<strong>in</strong>zstädten auf. Die Teilnehmerf<strong>in</strong>gen an, kritische Fragen zu stellen, deren Beantwortung für Háy immerheikler wurde.In Györ rief e<strong>in</strong> Zuhörer: »Was geschieht eigentlich mit <strong>Ungarn</strong>sUran?« In der Nähe von Pécs war gerade e<strong>in</strong> sehr ergiebiges Uranvorkommenvon guter Qualität entdeckt worden.Ë Háy mußte zugeben, daß erke<strong>in</strong>e Ahnung hatte: »Aber ich teile Ihre Ansicht, daß ich wissen sollte,was mit unserem Uran geschieht – Sie alle sollten es auch wissen. Es istIhr gutes Recht, zu fragen und nicht eher Ruhe zu geben, bis SieAufschluß darüber erhalten haben.«Schließlich wurde das Gerücht über das reiche Uranvorkommen <strong>in</strong><strong>Ungarn</strong> im Volk viel diskutiert. E<strong>in</strong> Ungar sprach aus, was viele dachten:»Wenn wir jetzt e<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>gehen, wird auch der Westen dazu bereitse<strong>in</strong>.«È Nicht e<strong>in</strong>mal der Vorsitzende der Atomkommission, ProfessorLajos Jánossy – unehelicher Sohn des Philosophen György LukácsÍ –,kannte die Bed<strong>in</strong>gungen des von der Sowjetunion diktierten Uranvertrags.Im Juni 1956 beklagte er sich: »Als wir kürzlich zu Verhandlungen mitunseren russischen Kollegen nach Moskau fuhren, stellte sich heraus, daßsie über das ungarische Uranvorkommen weit besser <strong>in</strong>formiert waren alswir.«Imre Nagy beobachtete <strong>in</strong> den vom politischen Hickhack beherrschtenSommermonaten aufmerksam die starren Fronten der KommunistischenPartei. In e<strong>in</strong>er von ihm im Januar 1956 verfaßten Denkschrift E<strong>in</strong>igeaktuelle Fragen hatte er e<strong>in</strong>e Koalition der Regierung mit nichtkommunistischenParteien befürwortet. E<strong>in</strong> kommunistischer Spitzen-220

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