13.07.2015 Aufrufe

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

Aufstand in Ungarn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Massenorganisationen der Partei und der Gewerkschaftskongreß, derJournalistenverband und die Patriotische Volksfront klagten im Chor überden <strong>Aufstand</strong>. Radio Kossuth brachte sentimentale Aufrufe populärerPersönlichkeiten wie Gyula Háy, der <strong>in</strong> beleidigtem Ton versicherte, daßdoch nun »unser Mann« Imre Nagy an der Macht und alles weitereKämpfen s<strong>in</strong>nlos sei. »Dies ist die Botschaft eures euch liebendenFreundes Gyula Háy, des Schriftstellers . . . «Als »e<strong>in</strong>ige Zuhörer« fragten, warum sich sowjetische Truppen <strong>in</strong>ihrer Stadt befänden, beschwor sie der Rundfunk: »Arbeiter vonBudapest! Heißt unsere Freunde und Verbündeten herzlich willkommen!«Wie war es um Miklós Vásárhelyis Gefühle bestellt?»Ich hatte zwei Empf<strong>in</strong>dungen«, sagte Vásárhelyi nachdenklich. »Dieerste war Überraschung. Wir haben nie geglaubt, daß aus der <strong>in</strong>tellektuellenGärung, die wir herbeigeführt hatten, sich b<strong>in</strong>nen vierundzwanzigStunden e<strong>in</strong>e solche Massenbewegung erheben könne. Die zweite warDepression, als mir zu Ohren kam, daß Imre Nagy den Posten desM<strong>in</strong>isterpräsidenten angenommen habe – von diesem Moment an wußteich, daß alles verloren war. Wir hatten über Jahre h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> hohes Maß anmoralischem und politischem Kapital angesammelt; aber nun hatte HerrNagy die Rolle des M<strong>in</strong>isterpräsidenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regierung angenommen,die genau die gleiche war wie zwei Tage zuvor – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regierung,gegen die wir gekämpft hatten. Er war das Oberhaupt e<strong>in</strong>es Regimes, dasdas Standrecht ausgerufen hatte. Er war M<strong>in</strong>isterpräsident, als dierussischen Truppen e<strong>in</strong>griffen. Ich hatte leidenschaftliche Diskussionenmit Losonczy an diesem Tag, dem 24. Oktober. Wir waren verzweifelt.Wir verstanden nicht, wieso der Alte Herr e<strong>in</strong>e solche Lösung akzeptierenkonnte.«ËË368

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!