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Aufstand in Ungarn

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aus dem Zeitungsgebäude mörderische Kämpfe gemeldet. »Schweresowjetische Artillerie schießt.« Russische Sturmtruppen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die oberenStockwerke e<strong>in</strong>gedrungen, das Gebäude wird durch Granatwerferfeuer <strong>in</strong>Brand gesetzt. Mannsgroße Mörsergranaten, die nicht detoniert s<strong>in</strong>d,liegen auf der Üllöi út. Schließlich erhalten die Männer den Befehl, zufliehen und sich den Rebellen im Vorort Ferencváros anzuschließen.Fünfzig Mann klettern an zusammengeknüpften Tüchern an der Rückseitedes Gebäudes auf die Tüzoltó utca h<strong>in</strong>unter.ÈÍ Um 14.50 Uhr harren aberimmer noch trotz der Panzer, Granatwerfer und Infanterieangriffe, die jetztseit dreizehn Stunden dauern, Leute <strong>in</strong> den Kasernen aus – dieamerikanische Botschaft erhält laufend Berichte: »Jetzt kommen sie! DieStraße herunter . . . Wir geben es ihnen!« E<strong>in</strong> Angehöriger der Botschaftkann das Geschützfeuer hören, dem Sekunden später die Druckwelle folgt.Die Budapester Herbstluft erzittert.Auf der Üllöi út kämpfen die <strong>in</strong> die Enge getriebenen Rebellen ohneChancen gegen die große Übermacht weiter. Panzer feuern Granaten <strong>in</strong>den Corv<strong>in</strong>-Wohnblock. Auch hier funktioniert das Telephon noch. E<strong>in</strong>Journalist ruft an, und der Anführer des Blocks antwortet: »Wir haben 200Tote und Verwundete <strong>in</strong> den Kellern, aber wir werden bis zum letztenMann kämpfen. Wir haben ke<strong>in</strong>e Wahl. Sagen Sie Nagy, daß nicht wirangefangen haben, zu schießen.« E<strong>in</strong> junger katholischer Werkzeugmachererklärte später, sie wollten aushalten, bis die Westmächte kämen,um <strong>Ungarn</strong> zu retten: »Ich war dort im K<strong>in</strong>o. Es war furchtbar. Da war e<strong>in</strong>Mann mit nur e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>, der kämpfte wie e<strong>in</strong> Held, er wurde getötet.Wir waren im Keller. Wir legten M<strong>in</strong>en auf der Straße aus, die an e<strong>in</strong>emSeil befestigt waren, und zogen diese dann vor die Panzer . . . Zum Schlußgab es nichts mehr zu essen, und auch die Munition war ausgegangen,deshalb mußten wir aufgeben.« Er hat e<strong>in</strong>e Frau zu Hause, aber sie will,daß er weiterkämpft. »Sie liebte mich, aber sie wußte, daß ich es für<strong>Ungarn</strong> tat.«ÈÎIn zwei Stunden würde das Mittagsultimatum auslaufen. Dieamerikanische Botschaft geriet <strong>in</strong> pe<strong>in</strong>liche Bedrängnis, als <strong>in</strong> demAugenblick e<strong>in</strong> Fernschreiben die ergebnislose Sitzung des Weltsicher-704

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