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Aufstand in Ungarn

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Darauf breitete sich beklommenes Schweigen aus, gefolgt vondonnerndem Applaus, als László Rajks hochgewachsene, hagere Witwe andas Mikrophon trat. Sie wendete sich direkt an die erblaßten, unruhig mitden Füßen scharrenden Funktionäre auf der Tribüne: »Genossen, nachfünf Jahren Haft und Erniedrigung stehe ich tiefbewegt vor Ihnen. Nichtnur me<strong>in</strong> Mann wurde getötet, man nahm mir auch me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d weg. DieseVerbrecher haben nicht nur László Rajk ermordet, sondern auch alleRechtschaffenheit und jedes Gefühl <strong>in</strong> unserem Lande mit Füßengetreten.«Dann wandte sie sich an die Zuhörer: »Wo waren denn die Parteimitglieder,als all dies geschah? Wie konnten sie solche Verbrechendulden, ohne <strong>in</strong> heiligem Zorn gegen die Schuldigen aufzustehen?«Sie schloß: »Ich werde nicht eher ruhen, bis jene, die dieses Landru<strong>in</strong>iert, die Partei korrumpiert, Tausende vernichtet und Millionen zurVerzweiflung getrieben haben, ihre gerechte Strafe erhalten. Genossen,helfen Sie mir bei diesem Kampfe.«Inmitten des losbrechenden Tumults setzte sie sich wieder auf ihrenPlatz.»Nieder mit Rákosi!« – »Nieder mit den Schuldigen!« – »Es lebe<strong>Ungarn</strong>!«Am 24. Juni zollte Freies Volk dem Petöfi-Kreis – wenn auch widerwillig– Tribut, nannte ihn e<strong>in</strong>en »Lichtstrahl« und empfahl Staatsbedienstetenund Parteiführern, an den Diskussionen teilzunehmen. Sehrbald bereute der Chefredakteur diese Empfehlung, denn drei Tage späterknöpfte sich der Petöfi-Kreis die Presse vor.ÁÔ Der Beg<strong>in</strong>n der Versammlungwar auf 19 Uhr festgesetzt worden. Die Luft war drückend, und esf<strong>in</strong>g an zu regnen. Schon um 16.30 Uhr waren sämtliche 800 Plätzebesetzt, aber der Besucherstrom riß nicht ab. Die Menschen drängten sichauf den Gängen und Rängen, bis sich 6000 Zuhörer, darunterStaatsbedienstete, Fabrikarbeiter, sogar Polizei und Soldaten <strong>in</strong> Uniform,<strong>in</strong> dem überfüllten Saal befanden.Géza Losonczy, Nagys Vertrauensmann, führte als Chefredakteur derZeitung Magyar Nemzet [Die Ungarische Nation] den Vorsitz.211

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