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Aufstand in Ungarn

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s<strong>in</strong>d im Text noch vorsichtig gehalten. »Lang lebe die polnische Jugend«und »Für die Freiheit im S<strong>in</strong>ne der Freundschaft zwischen Bem undKossuth«. Anfangs rufen die Demonstranten nur die erlaubten Parolen wieJugoszlávok, lengyelek együtt megyünk veletek! [Jugoslawen und Polen,wir marschieren mit euch!] und Lenyelország példát mutat, követjük amagyar utat! [Polen gibt uns e<strong>in</strong> Beispiel, wir folgen auf unseremungarischen Weg!].ÁÊAber wenn solche Menschenmassen zusammenkommen, ist Diszipl<strong>in</strong>kaum möglich. Als Dipl.-Ing. Ferenc Reményi, siebenunddreißig, se<strong>in</strong>Büro <strong>in</strong> der Váci utca verläßt und stadte<strong>in</strong>wärts geht, ist die Rákóczi útschon so überfüllt, daß man kaum vorwärts kommt.ÁÁ E<strong>in</strong>e riesigeMenschenmenge schiebt sich unaufhaltsam auf das Donauufer zu. Diegemäßigteren Parolen wie »Hißt die Nationalfahne auf«, »Laßt die Soldatenaller Nationen nach Hause gehen« verschw<strong>in</strong>den, als ölbeschmierteArbeiter sich dem Zuge anschließen. Neben Reményi marschiert e<strong>in</strong>älterer Arbeiter, der den Mund mit se<strong>in</strong>em rußigen Handrücken abwischtund heiser bellt: »Los, Kumpel, laßt uns die Schurken zu Tode prügeln!«In der Andrássy út – noch mit dem Namensschild »Stal<strong>in</strong> utca« – wirde<strong>in</strong>e Limous<strong>in</strong>e im Gedränge an der Weiterfahrt geh<strong>in</strong>dert, und der Insassesteigt aus. »Das ist Tibor Molnár«, ruft e<strong>in</strong>e Stimme; e<strong>in</strong>e andere ertönt:»Tibor, komm mit uns!« Natürlich ist er geschmeichelt, aber er schütteltden Kopf: er muß <strong>in</strong>s Studio. Er versucht vergebens, sich zu er<strong>in</strong>nern, wieCharles Laughton als Caesar die Volksmenge ansprach.»Ihr Lieben«, entschuldigt er sich, »ke<strong>in</strong>e Zeit! Ich muß e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>sStudio!«Er wünscht, er könnte unter ihnen se<strong>in</strong> – er sieht viele alte Freunde wieJózsef Gáli, dessen Eltern <strong>in</strong> Auschwitz starben, an sich vorbeiziehen.»Los, Tibor«, ermutigt ihn die Menge, »de<strong>in</strong>e Kollegen Jenö Pataky,Ferenc Bessenyei und Imre S<strong>in</strong>kovits werden am Petöfi-Denkmal patriotischeGedichte rezitieren!«Molnár zuckt bedauernd die Achseln, aber die Zeit drängt. Er sitzt aufdem Schutzblech se<strong>in</strong>es Wagens und bittet: »Me<strong>in</strong>e Kollegen und dieTechniker erwarten mich.«275

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