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Aufstand in Ungarn

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Straßenkämpfe ausbrachen, blieb er zu Hause und schützte e<strong>in</strong>e Erkältungvor. Aber mehrere Freunde von der Universität hatten angerufen, darunterauch der beliebte Dekan der philosophischen Fakultät, Professor Zoltán I.Tóth. Tóth war etwa zehn Jahre älter als er, aber sie hatten als Historikerdasselbe Arbeitsgebiet: Osteuropäische Nationalitäten-Probleme im 19.Jahrhundert. Und sie waren zusammen im Ausland gewesen. Tóth bat ihndr<strong>in</strong>gend, doch am nächsten Morgen zu e<strong>in</strong>er Konferenz imUniversitätsgebäude zu ersche<strong>in</strong>en.In der Philosophischen Fakultät im Innern der Stadt wurden die beidenProfessoren am Morgen des 25. Oktober sofort von heftigdemonstrierenden Studenten umr<strong>in</strong>gt. Man übergab den beiden e<strong>in</strong> Papier,auf dem die Studenten vier oder fünf Hauptforderungen notiert hatten,unter anderem verlangten sie e<strong>in</strong>e Amnestie für verhaftete Revolutionäreund e<strong>in</strong>e neue Regierung. Man bat die Professoren, das Papier der Leitungder Universität oder der Parteiführung zu überreichen. Die beidenHochschullehrer g<strong>in</strong>gen zum Hauptverwaltungsgebäude der Universitätbei der Rechtsakademie, die etwa 300 oder 400 Meter entfernt <strong>in</strong> derKecskeméti utca lag, um den Rektor, Professor János Beér, aufzusuchen.Dort erfuhren sie, daß Beér zusammen mit Professor György Székely, demDozenten für Mittelalterliche Geschichte, gerade auf dem Weg zurParteizentrale <strong>in</strong> der Akadémia utca sei. Der Parteisekretär der Universität,Csiky Szász, riet den beiden, ebenfalls sofort h<strong>in</strong>überzugehen und sich derDelegation des Rektors anzuschließen.Zu Fuß brachen dann Tóth, Hanák und e<strong>in</strong> dritter Hochschullehrer,István Kató, auf und g<strong>in</strong>gen auf Nebenstraßen, parallel zu dem riesigenDemonstrationszug, der sich <strong>in</strong> Richtung Parlament wälzte, zur Parteizentrale.Zur selben Zeit führten die sowjetischen Emissäre Suslow undMikojan e<strong>in</strong> weiteres Spitzengespräch <strong>in</strong> der Akadémia utca. Wie es hieß,überhäuften die beiden Russen Gerö mit Vorwürfen, weil er Moskaudurch se<strong>in</strong>e »übertriebenen und verzerrten« Berichte zu e<strong>in</strong>er bewaffnetenIntervention <strong>in</strong> Budapest getrieben habe. Suslow riet ihm, zurückzutreten,und als Gerö mit der Behauptung widersprach, Moskau brauche ihn, damit391

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