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Aufstand in Ungarn

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Kádár, der daraufh<strong>in</strong> behauptete, »mit den zuständigen sowjetischenBehörden sei vere<strong>in</strong>bart worden, daß niemand außer Landes gebrachtwürde«. Am 18. November dementierte se<strong>in</strong>e Regierung kurzerhand dieDeportationen. Diese Dementis steigerten die allgeme<strong>in</strong>e Angst nur nochmehr, und zwei Tage später protestierte der Schriftstellerverband beimsowjetischen Kommandanten. General Grebennjik gab zu verstehen, daßdie verschleppten Männer zurückkehren würden, wenn die Streiksaufhörten.Die Arbeit wurde, wie der Zentrale Arbeiterrat versprochen hatte, amMontag, dem 19. November, wiederaufgenommen. Es war bitter fürKádár, mit ansehen zu müssen, wie fest die Werktätigen h<strong>in</strong>ter ihremArbeiterrat standen. An diesem Tag erschienen wiederum Abordnungendes Rates bei ihm. Sie waren tagsüber an ihrem Arbeitsplatz und denganzen Abend im Hauptquartier ihrer Organisation gewesen. Aber nunmußten sie bis nach Mitternacht warten, bevor Kádár sie empf<strong>in</strong>g. In derZwischenzeit begannen anonyme Funktionäre, sie auszufragen. Als Kádárund se<strong>in</strong>e Kumpane e<strong>in</strong>trafen, wurden sie von ihren Funktionären<strong>in</strong>formiert. Sie ließen die Arbeiter nicht zu Wort kommen, beleidigten sieund versuchten, sie unter Druck zu setzen – <strong>in</strong>dem sie behaupteten,Ingenieure seien ke<strong>in</strong>e »richtigen« Arbeiter seien und den Arbeitern fehledie notwendige Bildung, e<strong>in</strong> solches Amt auszuüben. »Die Funktionärewaren alle ausgeruht und gut angezogen«, berichtete später der DelegierteFerenc Töke. »So fiel es ihnen nicht schwer, die müden, unrasierten undschlecht gekleideten Männer e<strong>in</strong>zuschüchtern.«Der Zentrale Arbeiterrat kündigte Kádár und am nächsten Tag auchdem sowjetischen Kommandanten Grebennjik an, er werde am 21.November e<strong>in</strong>e große Kundgebung <strong>in</strong> der Sporthalle veranstalten, ume<strong>in</strong>en das ganze Land umfassenden Nationalen Arbeiterrat zu wählen.Entrüstet fragte Kádárs Kumpan Apró: »Wollt ihr e<strong>in</strong>e Gegenregierung?«ÍÁKádár und Grebennjik waren getrennt e<strong>in</strong>geladen worden.Grebennjik wies sie listig darauf h<strong>in</strong>, daß die Regierung ihm e<strong>in</strong>eE<strong>in</strong>ladung schicken müßte. Er schickte se<strong>in</strong>e »Repräsentanten« auf jedenFall – e<strong>in</strong>en Panzerverband, der die Sporthalle absperrte. Die Arbeiter-724

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