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Aufstand in Ungarn

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abordnungen, die nach Budapest kamen, mußten zum Hauptquartier desZentralen Arbeiterrates umdirigiert werden. Dieses Gebäude warabgeriegelt von Kriegsschülern der Zr<strong>in</strong>yi-Generalstabsakademie, die mitMasch<strong>in</strong>engewehren bewaffnet waren – e<strong>in</strong> Zeichen, daß Kádár auf demWege war, se<strong>in</strong>e eigenen Streitkräfte aufzubauen. Der Versuch, e<strong>in</strong>enNationalen Arbeiterrat zu gründen, war gescheitert. Angestellte desBusdepots gegenüber der Sporthalle verbreiteten das Gerücht, die gesamteFührung des Zentralen Arbeiterrates sei verhaftet worden. Sie riefen e<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>tägigen Streik aus. Die Fabriken schlossen sich ihnen an. Kádár tobte:»Ihr habt eben erst die Arbeit wiederaufgenommen, und nun streikt ihrschon wieder!« Der Arbeiterrat machte ihn für das Ersche<strong>in</strong>en der Panzerverantwortlich. Er erwiderte: »Ich b<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident. Ich werde euchschon zeigen, daß hier die Kommunisten die Herren s<strong>in</strong>d und nicht ihr.«Er hielt Wort und beg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e weitere Ungeheuerlichkeit. Imre NagysGruppe hatte sich geweigert, se<strong>in</strong>em jüngsten W<strong>in</strong>k zu folgen, sichfreiwillig nach Rumänien zu begeben.ÍË <strong>Ungarn</strong> und Rumänien warennicht im besten E<strong>in</strong>vernehmen mite<strong>in</strong>ander. Deshalb war e<strong>in</strong> hoherBeamter des Belgrader Außenm<strong>in</strong>isteriums nach Budapest gekommen, umüber das Dilemma des Falles Nagy mit Kádár zu sprechen.ÍÈ Kádárversicherte ihm, daß die Nagy-Gruppe nichts zu fürchten habe, wenn siedie Botschaft verlasse. Am 16. November bekräftigte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erRundfunkansprache: »Wir haben versprochen, ke<strong>in</strong>e gerichtlichen Schrittegegen Imre Nagy oder se<strong>in</strong>e Freunde wegen der von ihnen begangenenVerbrechen zu unternehmen . . . Wir werden dieses Versprechen halten.«(Zwei Tage später verließen drei Mann der Nagy-Gruppe die Botschaft:Vas, Lukács und Szántó.) Die Jugoslawen forderten Kádár auf, ihnendieses Versprechen schriftlich zu geben; am 21. November kam dasKádár-Regime dieser Aufforderung nach. Botschafter Soldatic schriebspäter. »Ich hatte den E<strong>in</strong>druck, daß Kádár aufrichtig handelte.«Doch das war nicht der Fall. Die erste Meldung, daß am 22.November, dem festgesetzten Tage, etwas schiefgegangen sei, erschienam nächsten Tage im Volkswillen. Nachdem die Gruppe die Botschaftverlassen hatte, begann die Zeitung, systematisch <strong>in</strong> allen Wohnungen725

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