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Aufstand in Ungarn

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<strong>in</strong> der Dunkelheit auf der Erde h<strong>in</strong>gestreckt lag.Mehrere offene Lastwagen bogen <strong>in</strong> den Platz e<strong>in</strong>. Von e<strong>in</strong>em derWagen sprang e<strong>in</strong> adrett gekleideter Mann <strong>in</strong> mittleren Jahren herunter; esist eigenartig, wie sich die Er<strong>in</strong>nerung an E<strong>in</strong>zelheiten festhält. Aber eswar der »Ledermantel«, den Katona später <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kurzschrift-Tagebuch beschrieb. Sehr e<strong>in</strong>drucksvoll verkündet der Mann, was<strong>in</strong>zwischen beim Rundfunk geschehen war. »Landsleute! Man tötetMenschen unseres Blutes! Hier!« Mit dramatischer Geste warf er leerePatronenhülsen <strong>in</strong> die Menge – »hier s<strong>in</strong>d die Kugeln, mit denen die ÁVHauf uns schießt! Kommt mit mir!« Und e<strong>in</strong> großes Gedränge setzte e<strong>in</strong>, umdie Lastwagen zu besteigen.ËÍKatona rannte durch den Park zurück zu se<strong>in</strong>er Wohnung. Er holtese<strong>in</strong>en Wagen aus der Garage und fuhr <strong>in</strong> Richtung des entferntenGewehrfeuers. Dann bog er <strong>in</strong> die Rákóczi út e<strong>in</strong> und parkte se<strong>in</strong>en Wagendrei Häuserblocks vom Funkhaus entfernt. Die Szene er<strong>in</strong>nerte ihn an denTag des alliierten Sieges über San Francisco. Mädchen umarmten undküßten verblüffte Soldaten, von denen viele den Roten Stern von ihrenMützen kratzten, als ob es Schorf oder Gr<strong>in</strong>d sei.Darüber mußte sofort e<strong>in</strong> Telegramm nach Wash<strong>in</strong>gton geschicktwerden. Katona fuhr geradewegs zum zehn Häuserblocks entferntenFreiheitsplatz. Auf dem Wege sah er e<strong>in</strong>en schwarzen Chevrolet von derArt, wie sie die ÁVH für die Überwachung von Diplomaten benutzte; erwar umgekippt und brannte lichterloh.Der Polizist vor dem schmiedeeisernen und gläsernen Hauptportal derGesandtschaft blickte verstört. Katona bemerkte, daß der »Schorf« bereitsvon der Uniformmütze verschwunden war. »Nun ist es endlich soweit!Darauf haben wir zwölf Jahre gewartet!«E<strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>esoldat ließ Katona h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Die meisten se<strong>in</strong>er vorgesetztenKollegen nahmen noch an e<strong>in</strong>er Abendgesellschaft <strong>in</strong> der Residenz desfranzösischen Gesandten teil. Nach e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten kl<strong>in</strong>gelte das Telephon,und e<strong>in</strong> anonymer Anrufer berichtete: »Sechzig Menschen s<strong>in</strong>dgetötet worden.« E<strong>in</strong> anderer Anrufer beschwor die Gesandtschaft, anGerö zu appellieren, um das Blutbad zu beenden. Wieder e<strong>in</strong> anderer315

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