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Aufstand in Ungarn

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gefunden hatte, wurden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en offenen Mund gestopft. Neu h<strong>in</strong>zukommendenPassanten erzählte man, daß er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Wohnung flüchtenwollte und Frau und K<strong>in</strong>der erschossen habe, weil sie ihn nicht e<strong>in</strong>lassenwollten.Die Ausschreitungen der Aufständischen schockierten weltweit dieöffentliche Me<strong>in</strong>ung. L<strong>in</strong>ientreue kommunistische Zeitungen schlugenKapital aus Bildern und Photos, die <strong>in</strong> diesen Tagen aus <strong>Ungarn</strong> kamen.Für den Nachmittag hatte der Budapester Parteisekretär Imre Mezöe<strong>in</strong>e Sitzung <strong>in</strong> der Parteizentrale am Republikplatz anberaumt. Erglaubte, daß nur e<strong>in</strong> Mann die Partei retten könne – der neue GeneralsekretärJános Kádár. Nachdem man Kádár telephonisch unterrichtet hatte,kam er am Abend von der Akadémia utca herüber. Was er und Mezö untervier Augen diskutierten, weiß man nicht, aber Mezö berichtete späterse<strong>in</strong>en Mitarbeitern: »Das Zentralkomitee ist handlungsunfähig. Wirwissen, was wir wollen, aber wir s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>.« Kádárs e<strong>in</strong>zige Bittebestand dar<strong>in</strong>, jeden »konterrevolutionären Akt« und jede Greueltatsorgfältig zu registrieren. In völliger Unkenntnis der Stimmung draußenim Lande beschlossen Mezös Genossen, daß fünfzehn Funktionäre <strong>in</strong> dennächsten beiden Tagen die wichtigsten Fabriken besuchen und vor denArbeitern sprechen sollten. Mezö selbst fühlte sich unwohl: irgend etwasschien sich gegen den Republikplatz zusammenzubrauen. Dreimal war e<strong>in</strong>leichtes Flugzeug <strong>in</strong> niedriger Höhe über das Gebäude h<strong>in</strong>weggeflogen,offensichtlich, um das Gebiet zu erkunden. Aber für wen und warum?Als der ÁVH-Leutnant István Tompa se<strong>in</strong>e vorgesetzte Behörde überdie schw<strong>in</strong>denden Lebensmittelvorräte unterrichtete, teilte ihm dasM<strong>in</strong>isterium die überraschende Nachricht mit, daß die ÁVH nicht mehrexistiere – die Regierung Nagy habe sie aufgelöst. Die Stimmung <strong>in</strong> demGebäude sank auf den Nullpunkt. Tompa gab sich die größte Mühe, se<strong>in</strong>eLeute davon zu überzeugen, daß dies lediglich die operativen ÁVH-E<strong>in</strong>heiten betreffe und daß Sicherheitskräfte jetzt nötiger denn jegebraucht würden. Aber se<strong>in</strong> Stellvertreter Leutnant Várkonyi sagtese<strong>in</strong>en Leuten, die <strong>in</strong> dem Gebäude lagen, die Wahrheit: »Die Regierung528

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