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Aufstand in Ungarn

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»kämpferische Leben von Liebknecht, Rosa Luxemburg und Hegel« h<strong>in</strong>,denen die Arbeiter das Versprechen e<strong>in</strong>er besseren Zukunft verdankten,desselben Versprechens, das immer e<strong>in</strong>e so große Rolle <strong>in</strong> derkommunistischen Propaganda spielt.»Wir s<strong>in</strong>d den Arbeiterbewegungen <strong>in</strong> den kapitalistischen Ländernweit überlegen«, prahlte er. »Denn <strong>in</strong> unserem Lande haben wir alle dieseD<strong>in</strong>ge erreicht, um die <strong>in</strong> jenen Ländern noch immer erbittert gekämpftwird. Ist das nicht e<strong>in</strong> gewaltiger Erfolg, Genossen?«Stumm zogen die MÁVAG-Arbeiter ab und kehrten <strong>in</strong> ihre überfülltenE<strong>in</strong>zimmerwohnungen und ihr armseliges und trostloses Dase<strong>in</strong> zurück.Sie fragten sich, wie lange das wohl noch so weitergehen solle.Auch im kulturellen Leben traten Änderungen e<strong>in</strong>.Während im Januar 1952 noch neunzehn der zweiundzwanzig bisvierundzwanzig Filme, die <strong>in</strong> den neun K<strong>in</strong>os von Budapest gezeigtwurden, sowjetische Produktionen waren, gab es am 15. Dezember 1954nicht e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen mehr.ÔInsgeheim war e<strong>in</strong> Jazzkult entstanden, und die jungen <strong>Ungarn</strong>genossen das staatsgefährdende Vergnügen, verbotener Musik zu lauschen.Nehmen wir den Fall e<strong>in</strong>es sechsundzwanzigjährigen Juden, der <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em technischen Entwicklungsbüro für die chemische Industriearbeitete.In der Schule war er e<strong>in</strong> begeisterter Jungkommunist gewesen undgehörte auch weiterh<strong>in</strong> nom<strong>in</strong>ell der Partei an, obgleich er seit langem <strong>in</strong>politischer H<strong>in</strong>sicht ke<strong>in</strong>e Ideale mehr hatte. In se<strong>in</strong>em Privatleben war erHedonist geworden, der das Vergnügen liebte und e<strong>in</strong>e ganze ReiheFreund<strong>in</strong>nen hatte. Im Anfang nahm er Kontakt mit Gleichges<strong>in</strong>nten auf,<strong>in</strong>dem er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em technischen Büro leise Jazzmelodien vor sich h<strong>in</strong> pfiff.Dadurch erkannten die anderen, daß er nur dem Namen nach Kommunistwar. Amerikanischen Psychotherapeuten erzählte er später: »Es gabÄrger, wenn man beim Zuhören von Jazzmusik erwischt wurde, und eswar auch gefährlich, über Jazz zu reden. Ich hörte nur heimlichJazzmusik.«ÁÊVom November 1954 an verschärften sich die ideologischen Aus-170

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