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Aufstand in Ungarn

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Hier draußen auf dem Lande herrscht bitterer Haß auf die Juden. »Alssie 1945 nach <strong>Ungarn</strong> zurückkehrten, besagen sie nicht e<strong>in</strong>en Pengö«, sagtder Bauer verärgert. »Und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr hatten sie bestens für sichgesorgt. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben.«Jetzt s<strong>in</strong>d die meisten lokalen Funktionäre Juden: der Chef desGenossenschaftsladens, der Landwirtschaftsberater im Rathaus, die Leitervon zwei Zweigläden.»Es war ihr Regime. Die Juden verbreiteten den größten Unmut <strong>in</strong><strong>Ungarn</strong>. Die Bauern <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Dorf merkten, daß die Juden demKommunismus an die Macht halfen und daß sie die Führer desKommunismus waren. Wir hatten nicht e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen anständigen Judenim Dorf.«Der Kommunismus hat der Landbevölkerung ke<strong>in</strong>e der von Marx undLen<strong>in</strong> versprochenen Verbesserungen gebracht. Er hat Debrecen, dienächstgrößere, achtunddreißig Kilometer entfernte Stadt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> zweitesMoskau verwandelt, mit russischen Namen, russischen Läden undSchulen, großen Garnisonen und e<strong>in</strong>em Flughafen.Was noch schlimmer ist: Er hat achtzehn oder zwanzig se<strong>in</strong>er Freunde<strong>in</strong>s Gefängnis gebracht. Der Mann erzählt: »Sie haben kaum darübergesprochen, warum sie eigentlich e<strong>in</strong>gesperrt waren. Meistens wußten sieselbst nicht, warum sie überhaupt verhaftet waren.« E<strong>in</strong> Mann wiegtzweiundneunzig Kilogramm, als er 1955 verhaftet wird, und nur nochzweiundfünfzig bei se<strong>in</strong>er Rückkehr e<strong>in</strong> Jahr später.Es gibt e<strong>in</strong>e feste Regel im Kopfe dieses e<strong>in</strong>fachen Mannes: »Nichtüber Politik sprechen. Politik ist eben auch e<strong>in</strong> Handwerk – man muß eslernen, wie e<strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>ist oder e<strong>in</strong> Stellmacher se<strong>in</strong>en Beruf lernt.«Was <strong>in</strong>teressiert diese e<strong>in</strong>fachen Menschen vom Lande der Schriftstellerverband?Sie haben nie davon gehört. »Es gab Lehrer <strong>in</strong> unsererGeme<strong>in</strong>de«, sagte er nachdenklich. »E<strong>in</strong>ige waren me<strong>in</strong>e Freunde – auchder Doktor war me<strong>in</strong> Freund. Aber auch er hat nie etwas darüber gesagt.«Er selbst las das Parteiorgan Freies Volk, weil es Pflicht war, und dasProv<strong>in</strong>zblatt Hajdúság wegen se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teressanten Lokalberichte.»Ich hatte die Nase voll von all dem dummen Geschwätz über die157

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