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Aufstand in Ungarn

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E<strong>in</strong>e typische Sitzung dieses Nationalrats <strong>in</strong> Györ wird von zuverlässigenQuellen beschrieben. Szigethys Stellvertreter, György Szabó,erschien verspätet <strong>in</strong> Begleitung e<strong>in</strong>es sich wild gebärdenden Mannesnamens Lajos Somogyvári, der ihm e<strong>in</strong>e Pistole <strong>in</strong> den Nacken hielt. Eswurde behauptet, er sei von József Dudás geschickt worden. Somogyváriergriff das Wort und versuchte, e<strong>in</strong>e Rede über Imre Nagys Verrat <strong>in</strong>Budapest zu halten. Dann erzwang er sich Zugang zu e<strong>in</strong>em Balkon undhielt e<strong>in</strong>e zündende Ansprache an die Masse draußen; als Antwort aufse<strong>in</strong>e aufputschenden Worte entstand e<strong>in</strong> Tumult. E<strong>in</strong> ehemaliger Druckerund Sozialdemokrat drohte ihm Schläge an, falls er nicht den Mundhalte.ÁÊ Da Szigethy selbst noch nicht erschienen war, erklärte der tobendeMann die Sitzung e<strong>in</strong>fach für eröffnet, und e<strong>in</strong> Teil des neuen Rats wardamit e<strong>in</strong>verstanden. »In diesem Augenblick«, er<strong>in</strong>nerte sich der Druckerspäter, »hatten wir ke<strong>in</strong>e andere Wahl, als die Armee herbeizurufen undSomogyvári <strong>in</strong> Haft nehmen zu lassen.« Die Demokratie war vorerst noche<strong>in</strong>e zarte Blume im revolutionären Györ.ÁÁAm 27. Oktober um 23 Uhr gab Szigethy e<strong>in</strong>e Pressekonferenz. DieMenge draußen war <strong>in</strong>zwischen auf 1200 Personen angewachsen. Erstellte fest, daß er Imre Nagy weitgehend unterstütze, fügte aberunheilverkündend h<strong>in</strong>zu: »Es gibt D<strong>in</strong>ge, die die Regierung Nagy nochnicht gesagt hat.« Später am Abend, während die Menge draußen ihreAblehnung des umgebildeten Kab<strong>in</strong>etts Nagy lautstark zum Ausdruckbrachte, zwängte sich Szigethy auf e<strong>in</strong>en Stuhl h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Schreibtisch,rief Budapest an und übermittelte se<strong>in</strong> erstes Ultimatum an die Regierung.Funktionäre versuchten vom Balkon aus die Menge zu beruhigen, aber eswar nicht leicht. »Wir haben genug Kommunismus gehabt«, hörte man dieLeute rufen. »Wir wollen e<strong>in</strong>e neue Regierung <strong>in</strong> Budapest!«Während er se<strong>in</strong>en Stal<strong>in</strong>-Schnurrbart drehte, klemmte Szigethy dasTelephon an e<strong>in</strong> Ohr, er verlangte, mit e<strong>in</strong>em Bevollmächtigten zusprechen.Der Druck auf Szigethy verstärkte sich. Man hörte erste Gerüchte überse<strong>in</strong>e Vergangenheit als Mitläufer. »Wir können ihm nicht hundertprozentigvertrauen«, äußerte der Stadtschreiber empört gegenüber dem492

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