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Aufstand in Ungarn

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voll ängstlicher Erwartung. Es war zu spät, sich jetzt noch zu fürchten.«ÎAls sie am Verlag des Roten Stern vorbeikommen, wirft jemand denDruckern, die am Fenster lehnen, e<strong>in</strong>en Handzettel mit den sechzehnForderungen der Studenten h<strong>in</strong>auf. »Dies ist unser letztes Exemplar.«Zehn M<strong>in</strong>uten später werden Bündel von Flugblättern, noch feucht vonDruckerschwärze, herabgeworfen. Die triumphierende Menge trägt siezum Kossuth tér.ÏE<strong>in</strong>ige Leute verschw<strong>in</strong>den, sie haben das Gefühl, genug gesehen zuhaben. Andere haben e<strong>in</strong> Zuhause oder Eltern, woh<strong>in</strong> sie gehen können.Es ist 18 Uhr, als e<strong>in</strong> Student nach Hause kommt und se<strong>in</strong>en Eltern <strong>in</strong> Pesterzählt, er habe an e<strong>in</strong>er richtigen Demonstration teilgenommen.Ì Erberichtet: »Ich hatte das Gefühl, Augenzeuge e<strong>in</strong>es historischen Augenblicks<strong>in</strong> der Geschichte <strong>Ungarn</strong>s gewesen zu se<strong>in</strong>. Ich war begeistert.« Andiesem Abend stellt er beiläufig »Radio Free Europe« e<strong>in</strong>, doch ist derMünchner Nachrichtendienst weit h<strong>in</strong>ter den Ereignissen zurück. Se<strong>in</strong>Vater ist verzagt: »Glaubst du, die Russen schauen bei alledem bloß zu?«200.000 Menschen starren auf die trostlose Fassade des Parlamentsgebäudesauf dem Kossuth tér. Professor Domokos Kosáry, der zusammenmit se<strong>in</strong>en Universitätskollegen vom Bem-Denkmal herübergekommenist, sagt, der Platz sei »schwarz von Menschen« gewesen. Im Gedrängewird er von se<strong>in</strong>en Freunden getrennt.Die Menge ufert aus über die Gehsteige und den Rasen und wird biszu den Sockeln der Denkmäler gedrängt. Niemand weiß, was im nächstenAugenblick geschehen wird. Die Fenster des Gebäudes s<strong>in</strong>d leer undverdunkelt, die Türen zu den Sälen verschlossen. Die über den Platzverteilten Lautsprecher bleiben stumm. Wie gelähmt wartet die Menge.Als das Tageslicht der Dämmerung weicht, beg<strong>in</strong>nt der Gesangwieder.E<strong>in</strong>ige haben düstere Vorahnungen und fürchten sich vor dem, waskommen wird. Im Gebäude des Parteiorgans Freies Volk hat der unpopulärestellvertretende Chefredakteur Oscar Bethlen se<strong>in</strong>en Schreibtischaufgeräumt und se<strong>in</strong>en engeren Freunden geraten, das Haus zu verlassen,285

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