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Aufstand in Ungarn

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<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em militärischen Ausbildungslager verbracht hatten und jetztzurückkehrten, wobei sie ihre Ausrüstung mitbrachten – e<strong>in</strong> DutzendPanzer, mehrere Flakgeschütze und Funkwagen. Diese irreguläre Trupperichtete ihren Befehlsstand <strong>in</strong> Kopácsis überfülltem Polizeipräsidium e<strong>in</strong>unter dem vere<strong>in</strong>igten Oberbefehl von Oberst Marián und Kopácsipersönlich. Professor László Blücher, der <strong>in</strong> diesem HauptquartierWachdienst tat, erzählte später, es sei e<strong>in</strong> ständiges Kommen und Gehengewesen, e<strong>in</strong> »Who’s Who« des <strong>Aufstand</strong>es, <strong>in</strong> dem auch die zarte,weißhaarige sozialdemokratische Führer<strong>in</strong> Anna Kéthly nicht fehlte.Gleichzeitig hockten unten im Keller Scharen von ÁVH-Leuten, denenKopácsi Asyl gewährt hatte, um sie vor der Volkswut zu schützen.ÔIn Kopácsis Hauptquartier begegnete man auch e<strong>in</strong>er hohen, schlankenGestalt mit e<strong>in</strong>deutig militärischer Haltung – Generalleutnant Béla Király.Obgleich er erst zweiundvierzig Jahre alt war, hatte er e<strong>in</strong>e ungewöhnlicheMilitärkarriere h<strong>in</strong>ter sich. Seit dem 10. Oktober hatte er sich im Lazarettbefunden. Aufgrund der üblichen falschen Beschuldigungen hatte er fünfJahre <strong>in</strong> Rákosis Gefängnissen verbracht und war noch nicht völligwiederhergestellt. Aber jetzt, wo sich e<strong>in</strong> Regimewechsel abzeichnete,hoffte er, wieder e<strong>in</strong>en hohen Posten <strong>in</strong> der Armee e<strong>in</strong>nehmen zu können.Nach der feierlichen Umbettung von Rákosis Opfer General Pálffy, diekurz nach der Trauerfeier für Rajk stattfand, hatte er e<strong>in</strong> kurzes Gesprächmit se<strong>in</strong>em früheren Offizierskameraden Ferenc Jánosi geführt, der jetztImre Nagys Schwiegersohn war. Der würdevoll-beleibte Jánosi hatteversprochen, die Angelegenheit <strong>in</strong> die Hand zu nehmen. Aber jetzt war dieVolkserhebung dazwischengekommen.Im Lazarett hatte Király Nagys Rundfunkansprache gehört und amselben Tage, dem 28. Oktober, e<strong>in</strong>ige Zeilen auf e<strong>in</strong>en Notizzettelgeschrieben, um Jánosi an ihre frühere Unterredung zu er<strong>in</strong>nern: »LieberFeri«, schrieb er. »Dieser Sache möchte ich me<strong>in</strong>e ganze Kraft, me<strong>in</strong>eBegeisterung und me<strong>in</strong>e bescheidenen Kenntnisse widmen.« Er fügteh<strong>in</strong>zu: »Me<strong>in</strong> lieber Feri, ich bitte Dich, Dir das zu überlegen und an dieseD<strong>in</strong>ge zu denken: an me<strong>in</strong>e Vergangenheit, an die Tatsache, daß ich e<strong>in</strong>harter Arbeiter b<strong>in</strong>, an die fünf Jahre, die ich im Gefängnis verbracht habe508

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