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Aufstand in Ungarn

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im Februar 1955 ausstoßen konnte. Zwischen Ärzten der Volksarmee undder ÁVH begann e<strong>in</strong>e ausführliche Fachdiskussion über die mediz<strong>in</strong>ischenAspekte erzwungener Geständnisse – e<strong>in</strong> Arzt, der Gefangener der ÁVHwar, erklärte, daß es nicht unbed<strong>in</strong>gt notwendig sei, jemanden unterDrogen zu setzen, denn physische Methoden alle<strong>in</strong> würden ausreichen,e<strong>in</strong>en Gefangenen »zu beruhigen«.Es ist jetzt 20.45 Uhr.Alle ahnungslosen Opfer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Bródy utca versammelt, entwederim Funkhaus oder draußen auf der Straße. Professor Blücher und se<strong>in</strong>eFreund<strong>in</strong> stehen <strong>in</strong> den vordersten Reihen. István Vajda ist mit se<strong>in</strong>er FrauÁva zurückgekehrt und parkt se<strong>in</strong>en Opel Kadett.Erika, TH-Student<strong>in</strong> im sechsten Semester, ist soeben mit ihremFreund angekommen; sie hatte gegen 19 Uhr den Kossuth tér verlassen,nachdem sie vergeblich auf Imre Nagy gewartet hatte, und war dann zurMensa gegangen.ÁÎ Nach dem Essen mit Freunden hörte sie auf demHeimweg Gerös Stimme aus den offenen Fenstern.Dann erfahren sie von der fe<strong>in</strong>dlichen Menge, die sich vor demFunkhaus versammelt hat. Leute erzählen ihnen das jüngste Gerücht:»Dr<strong>in</strong>nen ist noch e<strong>in</strong>e Delegation.« ÁVH-Soldaten haben Absperrungengebildet, und immer mehr Lastwagen voll mit bewaffneten Männernzwängen sich <strong>in</strong> die Nebengassen. Erika bleibt, beteiligt sich an denSprechchören der Menge und verhöhnt die Sicherheitspolizei.Plötzlich brechen aus der Unterführung am E<strong>in</strong>gang des GebäudesÁVH-Polizisten hervor und eröffnen das Feuer. Vielleicht schießen sie <strong>in</strong>die Luft – aber niemand bleibt stehen, um das herauszubekommen. Zweioder drei M<strong>in</strong>uten lang knattern und knallen ihre Masch<strong>in</strong>enpistolen.Professor Blücher stolpert beim Laufen und glaubt, Schreie zu hören. Erstreckt se<strong>in</strong>e Hand aus, um se<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hause<strong>in</strong>gang zuziehen, aber ihr Haar ist naß – sie hat e<strong>in</strong>en Kopfschuß. E<strong>in</strong>e andere Frau,der direkt <strong>in</strong>s Auge geschossen wurde, stirbt zu se<strong>in</strong>en Füßen. E<strong>in</strong> Jungewälzt sich auf der Erde und preßt se<strong>in</strong>e Hände krampfhaft vor den Bauch.Die letzten Bilder, die sich Erikas Er<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong>prägen: davonhastendeVersprengte, taumelnde Schatten und herumliegende Körper und310

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