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Aufstand in Ungarn

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Anfang 1949 leitete Dr. Emil Weil diese Drogenbehandlung; aber dieserArzt ist offenbar sehr vielseitig, denn er war als ungarischer Gesandternach den USA geschickt worden, so daß György Bahnt, e<strong>in</strong> kränklicher,dickbäuchiger Arzt, im Rajk-Prozeß die Drogen verabreicht.E<strong>in</strong>es Tages unternimmt Brankov e<strong>in</strong>en Ausbruchversuch. Er wirdmißhandelt, doch als er das nächste Mal zum WC geht, kratzt er mit denF<strong>in</strong>gernägeln e<strong>in</strong>e Mitteilung an die Wand. Er weiß, daß Rajk, Pálffy undJustus alle Französisch verstehen. So schreibt er auf französisch: »BeimProzeß sagt nur die Wahrheit!«Die Proben beg<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>mal widersetzt sich Brankov mit großerEntschiedenheit. In der Me<strong>in</strong>ung, daß endlich der richtige Prozeßbegonnen hat, bezeichnet er das Ganze als e<strong>in</strong>e Intrige. Aber es ist wiederumnur e<strong>in</strong>e Probe, obwohl sogar Gerichtspräsident Dr. Péter Janko unddie Anwälte anwesend s<strong>in</strong>d.Manchmal – <strong>in</strong> klaren Augenblicken – lassen auch die anderenGefangenen Anzeichen von Widerstand erkennen. E<strong>in</strong>mal, als die Dosiszu stark ist, beg<strong>in</strong>nen Brankov und Rajk ihre vorbereiteten Antworten zufalschen Fragen herunterzuplappern; dies führt zu e<strong>in</strong>em Durche<strong>in</strong>ander,das unter weniger makabren Umständen komisch gewirkt hätte. Nur Pálffyleistet ke<strong>in</strong>en Widerstand, er schluchzt bloß, während Justus sich von Zeitzu Zeit wie e<strong>in</strong> schlechter Schauspieler auf die Schenkel schlägt, se<strong>in</strong>eSprüche so abscheulich herausbrüllt, daß sogar der ahnungslosesteZuhörer merkt, daß diese auswendig gelernt s<strong>in</strong>d. »Ja, ich b<strong>in</strong> derungarische Trotzki«, dröhnt se<strong>in</strong>e Stimme.Alles verschwimmt <strong>in</strong> Brankovs Hirn. Er kann ke<strong>in</strong>e Gesichter unterscheiden,die Drogen machen ihn schläfrig, als stehe er unter der Narkosee<strong>in</strong>es Zahnarztes. Als man sagt, er habe se<strong>in</strong>en Presseattaché Boarov zue<strong>in</strong>em Mord veranlaßt, fühlt er dunkel e<strong>in</strong>e persönliche Gefahr undversucht zu protestieren; aber er fällt zurück <strong>in</strong> den schwerelosen Zustandgeistiger Abwesenheit, bevor er sprechen kann.»Ne<strong>in</strong>, das ist nicht wahr«, hört er sich sagen, aber er kann nichtweitermachen.Rajk hat e<strong>in</strong>e lange und schwierige Rolle, der Brankov nicht folgen69

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