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Aufstand in Ungarn

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XI. Bezirk. Kopácsi rief sie an und befahl ihnen, die Waffenniederzulegen. Den Männern des VI. und VII. Bezirks gab er den Befehl,sich im Polizeipräsidium zu melden und ihre Waffen mitzubr<strong>in</strong>gen.In se<strong>in</strong>em Kopf herrschte völlige Verwirrung: Das, was sich vor se<strong>in</strong>enAugen abspielte, stand <strong>in</strong> absolutem Gegensatz zu allem, was er auf derParteischule über konterrevolutionäre Kräfte gelernt hatte. Wenige Stundenspäter sah man ihn an se<strong>in</strong>em Fenster stehen und die Schattenbeobachten, die über den Deák tér huschten. Direkt gegenüber se<strong>in</strong>emPräsidium, kaum sichtbar <strong>in</strong> der Dämmerung, wurden Zementsäcke,Kabeltrommeln und anderes Gerät, das dort für den U-Bahn-Bau gelagertworden war, von ameisengleichen Horden Jugendlicher weggeschlepptund weggerollt; e<strong>in</strong>e Barrikade war im Entstehen.Kopácsi fühlte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Eigenschaft als Polizeipräsident gekränkt– als Kommunist sogar gedemütigt. Persönlich führte er e<strong>in</strong> Polizeikommandomit Karab<strong>in</strong>er und aufgepflanztem Bajonett über den Platz,ließ die Polizisten <strong>in</strong> die Luft schießen und hatte fünf M<strong>in</strong>uten späterfünfzehn Jugendliche festgenommen. Kopácsi und Fazekas betrachtetensich zusammen die jungen Leute.»Wer seid ihr?« fragte Kopácsi.Wer seid ihr?! Schon diese Frage verriet, wie tief der Graben zwischendem Volk und se<strong>in</strong>en Beherrschern war.Die übernächtigten Jugendlichen riefen im Chor: »Wir s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>freies <strong>Ungarn</strong>!«Man kontrollierte ihre Papiere. Kopácsi war verblüfft. Es handelte sichfast ausnahmslos um Jungarbeiter aus den Arbeitervororten. Mehreredavon Kommunisten. Da konnte doch etwas nicht stimmen. Und dasmachte Kopácsi Sorgen.Se<strong>in</strong>e Sorge war nur e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>ziger Teil der Panik, von der jetzt diePartei erfaßt worden war. In dieser Nacht versteckte sich die Führungsgardeh<strong>in</strong>ter bewaffneten Wachen im ZK-Gebäude <strong>in</strong> der Akadémia utca.Fieberhafte, heillos verwirrte Konferenzen auf höchster Ebene löstene<strong>in</strong>ander ab.Ó Der Sitzungssaal war das große Konferenzzimmer desPolitbüros im ersten Stock. Hier verfügten Gerö und Hegedüs über direkte327

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