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Aufstand in Ungarn

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mittelknappheit die Arbeit nieder. Wie Imre Nagy zwei Jahre später <strong>in</strong>se<strong>in</strong>em geheimen Memorandum bestätigte, gab es gleichzeitig auch <strong>in</strong>anderen Industriegebieten Anzeichen von Unruhe, und zwar <strong>in</strong> Özd undDiósgyör sowie Massendemonstrationen von Bauern <strong>in</strong> der GroßenEbene.Ë Wie e<strong>in</strong> Damoklesschwert h<strong>in</strong>g die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Revolte derArbeiterklasse gegen ihr »eigenes« Regime kurze Zeit über der Parteizentrale<strong>in</strong> Budapest. Nikita Chruschtschow selbst sagte e<strong>in</strong> paar Tagespäter, wenn nicht sofort etwas dagegen unternommen worden wäre, hätteMoskau Rákosi und se<strong>in</strong>e Kumpane »auf der Stelle ausgebootet«.Stal<strong>in</strong>s Erben warfen Rákosi vor, das Land bis an den Rand e<strong>in</strong>erKatastrophe getrieben zu haben. Kritik übten sie an se<strong>in</strong>er stal<strong>in</strong>ähnlichenE<strong>in</strong>mannherrschaft. Wie böse Schulbuben wurde die ungarische Kamarilla– Rákosi und Gerö – <strong>in</strong> den Kreml zitiert und gezwungen, vor dem Präsidiumzu ersche<strong>in</strong>en. Malenkow und se<strong>in</strong>e Gefolgsleute Chruschtschowund Molotow diktierten ihnen harte Bed<strong>in</strong>gungen. Rákosi mußtezurücktreten und durch e<strong>in</strong>e kollektive Führung nach sowjetischemVorbild ersetzt werden, mit Imre Nagy als M<strong>in</strong>isterpräsident.Diese dramatische Begegnung hatte sich tief <strong>in</strong> Imre NagysEr<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong>gegraben. In glühenden Farben berichtete er darüber <strong>in</strong>se<strong>in</strong>en geheimen Memoiren: Der stellvertretende M<strong>in</strong>isterpräsidentAnastas Mikojan sprach mit vernichtenden Worten von dem»Abenteurergeist«, den Rákosi durch die Schaffung e<strong>in</strong>esEisenhüttenkomb<strong>in</strong>ats <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> bewiesen habe – e<strong>in</strong>em Land, das wederEisen noch Koks produziert. Malenkow wies darauf h<strong>in</strong>, daß er erst imMai versucht habe, Rákosi zu veranlassen, die Führung von Staat undPartei zu trennen. Doch gegen jeden Namen, der vorgeschlagen wurde,hatte Rákosi E<strong>in</strong>wände erhoben. Malenkow war völlig entsetzt gewesen,und hatte daraus den Schluß gezogen, daß Rákosi e<strong>in</strong>en Premierm<strong>in</strong>isterwollte, der bei den Entscheidungsprozessen ohne Gewicht se<strong>in</strong> würde.Bei der neuerlichen Begegnung im Juni 1953 <strong>in</strong> Moskau bekräftigteChruschtschow diesen Standpunkt.»Worauf es ankommt«, entschied er, »ist, daß die Führung von Parteiund Staat nicht <strong>in</strong> der Hand e<strong>in</strong>es Mannes liegen darf: das ist uner-133

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