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Aufstand in Ungarn

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An diesem Tage trat auch Kard<strong>in</strong>al M<strong>in</strong>dszenty se<strong>in</strong> Amt wieder an.E<strong>in</strong> Mann, der auf e<strong>in</strong>e versprochene Audienz bei Se<strong>in</strong>er Em<strong>in</strong>enz wartete,hatte die e<strong>in</strong>malige Gelegenheit, ihn zu beobachten, als er sich denPhotographen stellte: eigens<strong>in</strong>nig, beschränkt und senil. Er war umgebenvon Opportunisten und Funktionären der neugegründeten katholischenPartei, der Revolutionären Partei der Jugend, deren Funktionäre wederjung noch sehr revolutionär zu se<strong>in</strong> schienen.ÁÈDer Kard<strong>in</strong>al telephonierte mit Wash<strong>in</strong>gton und San Francisco, er hielte<strong>in</strong>e Pressekonferenz ab, auf der er es ablehnte, selbst M<strong>in</strong>isterpräsidentzu werden. (»Ich b<strong>in</strong> der Primas«, fauchte er e<strong>in</strong>en Reporter <strong>in</strong> deutscherSprache an.) Er schickte e<strong>in</strong>e persönliche Botschaft an Eisenhower, erempf<strong>in</strong>g Delegierte, Delegationen des Schweizer und des westdeutschenRoten Kreuzes – e<strong>in</strong>schließlich Adenauers Intimus Hubertus Pr<strong>in</strong>z vonLöwenste<strong>in</strong>, der davon faselte, daß es notwendig se<strong>in</strong> könnte, e<strong>in</strong>en Kriegzu riskieren, um Deutschland wiederzuvere<strong>in</strong>igen. Er empf<strong>in</strong>g auch denSonderbotschafter des Vatikans, Monsignore Rodha<strong>in</strong>, der große Summenfür <strong>Ungarn</strong>s Katholiken aus Rom mitbrachte.M<strong>in</strong>dszenty ist ke<strong>in</strong> Dummkopf; bevor der Emissär geht, vertraut ihmder Kard<strong>in</strong>al se<strong>in</strong>e Papiere für die Archive des Vatikans an. Aus irgende<strong>in</strong>emder Räume dr<strong>in</strong>gt der Geruch von verbranntem Papier. Deritalienische Gesandte Fabrizio Franco schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Tagebuch: »GegenAbend verdichten sich alarmierende Gerüchte über die Rückkehrsowjetischer Truppene<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> die Hauptstadt und über die Ankunftsowjetischer Verstärkungen an der Ostgrenze. Inzwischen (gegen 20.20Uhr) hat der ungarische Rundfunk alle Soldaten, die nicht <strong>in</strong> derNationalgarde s<strong>in</strong>d, aufgerufen, sich b<strong>in</strong>nen vierundzwanzig Stunden beiihren E<strong>in</strong>heiten zurückzumelden, und – am späten Abend – bestätigt sichdas Gerücht, daß der Flugplatz Ferihegy von den Russen besetzt ist unddaß russische und ungarische Truppen sich schußbereit direkt gegenüberstehen, obgleich die <strong>Ungarn</strong> von ihrer Regierung den Befehl erhaltenhaben, das Feuer nicht zu eröffnen.«630

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