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Aufstand in Ungarn

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e<strong>in</strong>em Safe. Schon das erste Dokument ist so fesselnd, daß er e<strong>in</strong>e Stundelang davon nicht loskommt: e<strong>in</strong>e Niederschrift von Telephongesprächen,die, nach dem Papier zu urteilen, erst vor allerkürzester Zeit mit derSchreibmasch<strong>in</strong>e getippt wurde. Aber die Gespräche haben schon vor fastzehn Jahren stattgefunden; und zwar zwischen Mátyás Rákosi, demkommunistischen Vizepremier des Landes, der bereits damals nach derabsoluten Macht strebte, und der ungarischen Gesandtschaft <strong>in</strong> derSchweiz.Der M<strong>in</strong>isterpräsident Ferenc Nagy besuchte damals gerade dieSchweiz. In dem aufgezeichneten Gespräch g<strong>in</strong>g es um die Zahlung von300.000 Schweizer Franken, die der e<strong>in</strong>geschüchterte nicht-kommunistischeRegierungschef als Preis dafür gefordert hatte, nicht wieder nach<strong>Ungarn</strong> zurückzukehren, für se<strong>in</strong>en »Übertritt« <strong>in</strong> den Westen.Der Historiker Szolnoki weiß, daß dieser Übertritt den Weg für Rákosifrei machte. Aber die spannende Frage blieb: Warum wurden dieseAbschriften erst vor so kurzer Zeit angefertigt?Am 3. November ist se<strong>in</strong> Team bis zum dritten Stock vorgedrungen.Dort sieht es aus wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fabrikhalle zur Herstellung von Rundfunkgeräten.In der Mitte des niedrigen Saales bef<strong>in</strong>den sich Werkbänkemit etwa fünfundzwanzig Sitzplätzen an beiden Seiten. Auf den Tischenstehen Stahlgehäuse, die e<strong>in</strong>en Geruch nach erwärmtem Kunststoffverbreiten und e<strong>in</strong>en Summton von sich geben. Die farbigen Lämpchen anden Geräten s<strong>in</strong>d immer noch e<strong>in</strong>geschaltet. Andere geheimnisvolleStahlgehäuse mit Ventilatorengittern s<strong>in</strong>d an der Wand angebracht.Computer? Entschlüsselungsmasch<strong>in</strong>en? Telephonabhörgeräte? Morgenwürden Studenten der Technischen Hochschule versuchen, die Apparaturenause<strong>in</strong>anderzunehmen und ihren Zweck herauszuf<strong>in</strong>den.In e<strong>in</strong>em Nebenraum entdeckt Szolnoki noch rätselhaftere Anlagen,zum Beispiel e<strong>in</strong>en langen, niedrigen Wandtisch mit Hebeln, an derenunteren Ende Modellflugzeuge befestigt s<strong>in</strong>d.Im obersten Stockwerk macht er e<strong>in</strong>e Telephonzentrale, von wo manauf die Innenhöfe blickt, ausf<strong>in</strong>dig. Im Inneren e<strong>in</strong>es jeden Stahlgehäusesbef<strong>in</strong>den sich sechs lange, walzenförmige Ständer, die jeweils dreißig13

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