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Aufstand in Ungarn

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In den ersten Jahren nahmen die l<strong>in</strong>ientreuen Kommunisten alles <strong>in</strong>Kauf. E<strong>in</strong>er dieser Leute war 1949 e<strong>in</strong> dreißigjähriger Journalist von derParteizeitung Freies VolkÌ, e<strong>in</strong> magerer, nervös wirkender Mann, der essich aber nicht anmerken ließ, daß er mit den Verhältnissen nichte<strong>in</strong>verstanden war. Wenn er se<strong>in</strong> Land auch für e<strong>in</strong> großes Gefängnis hielt,so verlief das Leben für ihn persönlich trotz gewisser E<strong>in</strong>schränkungenrecht angenehm. Er verdiente 3000 For<strong>in</strong>t monatlich und konnte wegense<strong>in</strong>er Parteizugehörigkeit mit e<strong>in</strong>em staatlichen Darlehen e<strong>in</strong>en Wagenkaufen. An se<strong>in</strong>er Zeitung waren nur überzeugte Kommunisten, wie erselbst, beschäftigt. Aber im Namen der Partei begangene Verbrechenwurden bereits unterschwellig von ihm registriert.»Die Gerichte begannen schwere Strafen zu verhängen: E<strong>in</strong> Metzgerwurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil er e<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>geschlachtet hatte«, er<strong>in</strong>nert er sich. »Die Verhältnisse wurden immerentwürdigender. Die Teilnahme an Parteitagen und Sem<strong>in</strong>aren war Pflicht,und bei jeder e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltung dieser Art mußten wir Stal<strong>in</strong>m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Dutzend Mal hochleben lassen. Zu me<strong>in</strong>em Chefredakteurwurde e<strong>in</strong> Mann ernannt, der drei oder vier Jahre vorher wegenUnfähigkeit entlassen worden war, und er wurde nur deshalb befördert,weil er als der bessere Kommunist galt. (Ich war der beste Reporter dieserZeitung.) Auch durfte ich mir me<strong>in</strong>e Themen nicht mehr selbst aussuchen.Ich konnte nur noch über Statistiken und Parteiveranstaltungen schreiben.Nach 1949 war es mir fast nicht mehr möglich, me<strong>in</strong>e eigene Zeitung zulesen, so unerträglich langweilig und geisttötend war sie geworden.«1949 wechselte er zu e<strong>in</strong>er anderen Zeitung über. Dort traf er mitrichtigen Journalisten zusammen, für die prokommunistische Äußerungennur Lippenbekenntnisse waren. Der Chefredakteur war e<strong>in</strong> bekannterZeitungsmann alter Schule, se<strong>in</strong>e Frau war die beliebteste Schauspieler<strong>in</strong><strong>Ungarn</strong>s. Er strahlte noch den typischen Charme der alten Schule aus.»E<strong>in</strong>es Tages«, entsann sich der Journalist später, »g<strong>in</strong>gen wirzusammen auf die Jagd. Ich hatte ihn e<strong>in</strong>geladen, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wagenmitzufahren. Unterwegs sagte er mir: ›Auf uns kommt etwas sehr86

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