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Aufstand in Ungarn

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Bald nach E<strong>in</strong>bruch der Dunkelheit fuhr h<strong>in</strong>ter der offiziellen Residenzder amerikanischen Botschaft e<strong>in</strong> Panzer auf. E<strong>in</strong> maskierter Mann <strong>in</strong>mittleren Jahren kletterte über den Zaun und klopfte an die Terrassentür.Er sprach erst französisch und dann deutsch mit e<strong>in</strong>er Diplomatenfrau undbat sie, e<strong>in</strong>en Brief entgegenzunehmen und ihn an die Vere<strong>in</strong>ten Nationenweiterzuleiten. Unterzeichnet war das Schreiben mit »Ungarischekämpfende Jugendorganisation«. Der Mann erklärte: »Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er derFührer der Freiheitskämpfer. Man hatte mich sechs Jahre lang imGefängnis festgehalten. Ich b<strong>in</strong> hierhergekommen, weil man mich <strong>in</strong> IhrerGesandtschaft erwarten könnte. Wir haben noch genug Munition für zweiTage. Wir wissen, daß wir nicht gew<strong>in</strong>nen können, aber wir werdenweiterkämpfen.«Die Frau gab die Botschaft des maskierten Mannes telephonisch derGesandtschaft durch, und gegen Abend wurde e<strong>in</strong>e grobe Übersetzung desTextes <strong>in</strong>offiziell nach Wash<strong>in</strong>gton übermittelt: »An die Vere<strong>in</strong>tenNationen. Dies ist im Namen der ungarischen Jugend und ihrerKameraden unter den Arbeitern geschrieben, die an Sie appelliert. Wirkämpfen ohne Aussicht auf Erfolg unter diesem roten Terror . . . Wirsehen, daß die Politik unserer Regierung nur Moskau dient und sich imvölligen Gegensatz zu den Wünschen der ungarischen Nation bef<strong>in</strong>det.«Die Botschaft schilderte die Kämpfe um das Funkhaus und das Verlagsgebäudeder Zeitung Freies Volk und fuhr dann fort: »Wir teilen denVere<strong>in</strong>ten Nationen mit, daß dies ke<strong>in</strong>e Revolution mehr ist, sondern, daßwir gegen sowjetische Soldaten kämpfen, e<strong>in</strong>e Art menschlicher Wesenjenseits jeglicher Vorstellung . . . Wir bitten die Vere<strong>in</strong>ten Nationen,dieses Memorandum zu diskutieren. Wir ungarischen jugendlichen wollen<strong>Ungarn</strong> bleiben. Wenn wir <strong>in</strong> diesem aussichtslosen Kampf sterben, dannsoll unser Tod e<strong>in</strong>e Mahnung für das Regime se<strong>in</strong>. Bitte betet für uns.«Als er g<strong>in</strong>g, sagte der Mann: »Zeigen Sie es ke<strong>in</strong>em <strong>Ungarn</strong>.Vergessen Sie, daß Sie mich jemals gesehen haben. Schicken Sie dieBotschaft nach drüben. Ich kämpfe seit zwei Tagen, ohne geschlafen zuhaben. Im Panzer wartet man auf mich. Wir könnten etwas Kaffeegebrauchen – draußen s<strong>in</strong>d noch drei Männer von mir.«424

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