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Aufstand in Ungarn

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waren e<strong>in</strong>hellig der Me<strong>in</strong>ung, daß man nun nichts mehr tun könne. Wirwürden eben abwarten müssen und sehen, was geschieht.«Nur acht M<strong>in</strong>uten nach der Rundfunkrede Gerös wurde die Tanzmusikunterbrochen – »Hier ist e<strong>in</strong>e Berichtigung: Das Zentralkomitee wirdbereits <strong>in</strong>nerhalb der nächsten Tage zusammentreten.«Für Valéria Benke war es e<strong>in</strong> Segen, daß der Tumult die Leute <strong>in</strong> derBródy utca daran geh<strong>in</strong>dert hatte, Gerös Rede zu hören. Sie schlug jetztvor, die Worte, die Imre Nagy vor dem Parlament gesprochen hatte, nachdraußen zu übertragen. Mitten <strong>in</strong> der fe<strong>in</strong>dseligen Menge wurde e<strong>in</strong>Lautsprecher aufgebaut, und der Sportreporter György Szepesi g<strong>in</strong>gh<strong>in</strong>aus auf den Balkon: »Ich lese Ihnen jetzt die Ansprache vor, die ImreNagy gerade vor der am Parlamentsgebäude versammelten Jugendgehalten hat.«Plötzlich trat Stille e<strong>in</strong>. Szepesi begann: »Me<strong>in</strong>e jungen Freunde!«Weiter kam er nicht. Die Menge begann zu johlen und warf denLaufsprecher um. E<strong>in</strong>s war sicher: Man war nicht hier, um lediglich Wortezu hören. E<strong>in</strong> Auto war <strong>in</strong> Brand gesetzt worden, und der Qualm derReifen schlich gespenstisch die Straße entlang und mischte sich mit denmannshohen Wolken des Tränengases wie e<strong>in</strong> Bühnennebel. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>eTriumphstimmung herrschte. Das Mitglied des Politbüros ZoltánSzántó bat Frau Benke voller Nervosität, noch e<strong>in</strong>mal um Verstärkungenzu ersuchen. Auch dem ÁVH-Major Fehér schwante nichts Gutes,ungeduldig verlangte er nach Entsatz. Oberst Miklós Orbán, der Chef derBudapester ÁVH, verlor völlig die Nerven, als er von Major Fehér hörte,daß sich viele uniformierte Polizei- und Armeeoffiziere <strong>in</strong> der Mengebefänden.Péter Erdös überlegte verzweifelt, wie man die Gemüter auf der Straßeberuhigen könnte. Valéria Benke fragte ihn, ob er nicht vom Balkon zurMenge sprechen möchte. Ihm erg<strong>in</strong>g es nicht besser. Da der Lautsprecherzertrümmert war, konnte er sich <strong>in</strong> dem Tumult nicht verständlichmachen. Er rief der Menge zu, er gehöre zur Führung des Petöfi-Kreises,aber niemand schenkte ihm Beachtung. Schließlich nahm er das Schreiben306

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