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Aufstand in Ungarn

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Budapester Ereignisse bekannt wurden, verbarrikadierten sich die Parteibonzennoch <strong>in</strong> derselben Nacht <strong>in</strong> den ÁVH-Kasernen. E<strong>in</strong>ige fuhren aufLastwagen <strong>in</strong> die Hauptstadt, andere flohen nach Rumänien oderJugoslawien.Durch die dunklen Straßen marschierten Studenten und riefen <strong>in</strong>Sprechchören: »<strong>Ungarn</strong>, marschiert mit uns! Freiheit und Demokratie!Russen raus!« Die Arbeiter hatten sich Waffen angeeignet, aber es kam zuke<strong>in</strong>en Schießereien. Als die Frühschicht <strong>in</strong> den Fabriken <strong>in</strong> Szeged ausden umliegenden Dörfern zur Arbeit anrückte, sendete Radio Budapestweder Nachrichten noch Wetterberichte – sondern nur Tanzmusik.Zuweilen konnte man im H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> Krachen, wie von Karab<strong>in</strong>erfeuer,hören. Mit ernsten Gesichtern zogen Demonstranten mit denNationalfarben und schwarzen Fahnen durch die Straßen. Mittags wußtejedermann <strong>in</strong> Szeged vom <strong>Aufstand</strong> <strong>in</strong> der Hauptstadt. Als wollten sie denErnst der Situation unterstreichen, rollten gepanzerte Mannschaftswagender Sowjets von Transsylvanien kommend auf dem Wege nach Budapestdie Kossuth utca h<strong>in</strong>unter. Auch <strong>in</strong> Szeged tobte die Volksmenge und rißüberall sowjetische Embleme herunter. E<strong>in</strong> achtzehnjähriger Jungarbeiterwurde getötet, sonst kam es aber zu ke<strong>in</strong>en weiteren Schießereien.ÁÏZur selben Zeit brachen auch <strong>in</strong> Miskolc, der großen Industriestadt <strong>in</strong>der Nähe der tschechoslowakischen Grenze, Unruhen aus. Die Sensationdes 24. Oktober war hier e<strong>in</strong> Leitartikel <strong>in</strong> der örtlichen Zeitung ÁszakMagyaroszág des amtierenden Parteichefs vom Bezirk Borsod, RudolfFöldvári: Er übte vernichtende Kritik an Gerös Rundfunkansprache underklärte, daß von nun an der Bezirk Borsod weder das Regime noch diePartei unterstützen werde. Die Bürgersteige waren voll von Menschen, diewie gewöhnlich zur Arbeit g<strong>in</strong>gen, viele von ihnen trugen Kofferradios,um Nachrichten zu hören. An jenem Abend saß Árpád Sultz, e<strong>in</strong>achtundzwanzigjähriger katholischer Theologiestudent – e<strong>in</strong>e Seltenheitim kommunistischen <strong>Ungarn</strong> –, wie gewöhnlich mit se<strong>in</strong>en Freunden <strong>in</strong>der Espresso-Bar »Avas« nahe der Sz<strong>in</strong>va-Brücke.ÁÌ Alle redeten über denLeitartikel <strong>in</strong> der Zeitung. Sultz war viermal von der ÁVH verhaftetworden und im Kloster Tihany e<strong>in</strong>gesperrt – e<strong>in</strong>em von Stacheldraht378

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