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Aufstand in Ungarn

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Kopf und spannten den <strong>in</strong>telligenten jungen Mann vor ihren Parteikarren.Tamás Aczél, der zehn Jahre Gimes’ Kollege bei Freies Volk war,entsann sich später: »Er war e<strong>in</strong> fanatischer Kommunist. Aber nachdem ere<strong>in</strong>mal von se<strong>in</strong>en Illusionen geheilt war, wurde er e<strong>in</strong> ebenso fanatischerBefürworter des Mehrparteiensystems und e<strong>in</strong>er der Führer der geistigenRevolte <strong>in</strong> den Redaktionsstuben.«Zum größten Ärger der Stal<strong>in</strong>isten, die sich darüber beklagten, daßjeder andere wegen derart »grober Verletzungen der Parteidiszipl<strong>in</strong>«längst aus der KP gefeuert worden wäre, blieb Nagy weiterh<strong>in</strong>Parteimitglied.Se<strong>in</strong> Nachfolger als Regierungschef war der junge András Hegedüsgeworden. Hegedüs, Sohn e<strong>in</strong>es reichen Bauern, war lediglich e<strong>in</strong>estal<strong>in</strong>istische Marionette.Er hatte 1945 nach e<strong>in</strong>em eifrigen Volkswirtschaftsstudium als GerösSekretär begonnen und war bis zum M<strong>in</strong>ister für Landwirtschaftaufgestiegen. Se<strong>in</strong> kahler Schädel war zu groß für se<strong>in</strong>en kurzen Rumpf;er war ebenso häßlich wie <strong>in</strong>telligent – aber er war der ranghöchste Nichtjude:und das war e<strong>in</strong>e günstige Ablenkung für Chruschtschow, dessenAntisemitismus allgeme<strong>in</strong> bekannt war. Außerdem sprachen Gerüchte vone<strong>in</strong>er wichtigen bevorstehenden Rede Chruschtschows, <strong>in</strong> der Stal<strong>in</strong>verdammt werden sollte; zugleich hatte der Kreml damit begonnen,Rákosis Erzfe<strong>in</strong>d Marschall Tito zu umwerben.Während der ganzen Herbstmonate des Jahres 1955 traf sich diese nurlose mite<strong>in</strong>ander verbundene Oppositionsgruppe <strong>in</strong> Nagys Villa. Manchmalfragte man Nagy nach se<strong>in</strong>en dreißig Jahren <strong>in</strong> Rußland. DieMoskowiter sprachen nur selten über ihr freiwilliges Exil, und wenn sie estaten, dann mehr rhetorisch als aufrichtig. Nagy versuchte, ihre Neugier zubefriedigen.Vásárhelyi sagte über diese Zusammenkünfte: »Wir waren alle davonüberzeugt, daß wir wieder an die Macht kommen würden, denn dieWahrheit war auf unserer Seite.«Tibor Méray er<strong>in</strong>nerte sich: »Ich besuchte Nagy zu Hause, nachdem er182

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